Leipzig | 100.000 Demonstranten und ein Dialog

Diskussion vor Demonstration

Die heutigen Demonstrationen der Legida-Anhänger und -Gegner könnten die bisher größten Deutschlands werden. Gestern hatten Leipzigs Bürgerrechtler zu einem offenen Dialog zwischen beiden Lagern eingeladen. Was erwarten sie für heute?

Bis zu 100.000 Menschen werden heute auf den Leipziger Straßen erwartet. Damit würde der Pegida-Ableger „Legida“ mehr Demonstranten und Gegendemonstranten mobilisieren als jeh zuvor. Die Dresdner Pegida-Organisatoren haben zu einer Teilnahme am Abendspaziergangs in Leipzig aufgerufen. Der Leipziger Polizeipräsident Bernd Merbitz sieht sich vor einer großen Herausforderung:

Wir stehen schlicht und ergreifend vor einer Situation, die wir in Leipzig so noch nicht hatten.

Der größte Polizeieinsatz seit der Wende

Die Polizei wird mit ca. 4.000 Polizisten aus dem gesamten Bundesgebiet vor Ort sein.  Während der Pegida-Demonstrationen in Dresden waren in den vergangen Wochen schätzungsweise 1.600 Polizisten vor Ort. Wie viele patriotische Europäer den einstündigen Weg von Dresden nach Leipzig auf sich nehmen, ist aber noch unklar.

Ein erster Dialog

Das „Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.“ stellte dagegen etwas auf die Beine, woran viele Politiker bisher gescheitert sind. Am Tag vor der Demonstration versammelten sich Vertreter und Sympathisanten der Legida-Bewegung und deren Gegner in einem Saal. Selbst der größte Saal der Volkshochschule hätte nicht ausgereicht, allen 150 Interessierten einen Sitzplatz anzubieten. Der Dialog war offen gestaltet, nicht als verbaler Schlagabtausch ohne Auseinandersetzung.

Rund 30 Personen ergriffen die Möglichkeit eines dreiminütigen Statements. Dies wurde jedem zugestanden. Die Äußerungen reichten von Beschwerdenüber das Steuerrecht bis hin zur Kritik an der Unterbringung von Asylbewerbern in Leipzig. Die Teilnehmer kritisierten auch die Medien sowie die „politische Klasse“ und die „pauschale Verunglimpfung der Demonstrationsteilnehmer“. Oft zu hören war die Formulierung:

Ich gehöre zwar nicht dazu, aber…

Andere, zumeist jüngere Teilnehmer plädierten für ein weltoffenes und multikulturelles Leipzig.

Ein Schritt zu mehr Verständnis

Ein wichtiges Signal war die Veranstaltung für alle Seiten. Die Volkshochschule plant nun weitere Veranstaltungen. So soll es zum Beispiel Kurse geben, in denen Wissen über den Islam vermittelt wird. Dadurch wollen die Veranstalter zugrundeliegende Vorurteile aus der Welt schaffen.

Über den Dialog und die Demonstrationen in Leipzig hat detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler mit dem Leiter der Leipziger Volkshochschule Rolf Sprink gesprochen. Er hat den Dialog moderiert.

Ich hoffe, dass Besonnenheit walten wird. Aber natürlich ist zu erwarten, dass Konfrontation stattfindet.Rolf Sprink 

 Redaktion: Ronja Hoffmann