Miniatur Wunderland macht Hassbrief öffentlich

Wie umgehen mit Hass?

Nachdem das Miniatur Wunderland in Hamburg, eine Modellbau-Attraktion, bedürftigen Besuchern freien Eintritt gewährt hat, bekommt es viele Hasskommentare und Hassbriefe. Die Reaktion der Betreiber: Sie machten einen Hassbrief auf Facebook öffentlich. Sieht so der richtige Umgang mit Unmut aus?

Ein Gegenwartsphänomen

Man findet sie überall: in sozialen Netzwerken, in Kommentarspalten und auch auf Briefpapier – Hassbotschaften. Sie sind prägend für die Kommunikation der Gegenwart. Befeuert durch ideologische Brandstifter und aus der Anonymität des Internets heraus verbreiten sie sich schneller als je zuvor. Das ungezügelte Hinausposaunen von Hasstiraden richtet sich vor allem gegen Flüchtlinge, Ausländer, Homosexuelle oder behinderte Menschen.

Dass man solchen Kommentaren aber nicht hilflos ausgeliefert ist, beweisen nun die Betreiber des Miniatur Wunderlands in Hamburg. Sie haben einen Hassbrief erhalten und ihn prompt auf Facebook veröffentlicht.

Aktion für Bedürftige

Dem Hassbrief vorausgegangen ist die wohltätige Aktion „Ich kann es mir nicht leisten“, die schon zum dritten Mal statt gefunden hat. 17 Tage lang konnten bedürftige Besucher kostenlos das Miniatur Wunderland besuchen und die kleinen Eisenbahnwelten unter die Lupe nehmen. Mehr als 18.000 Besucher kamen zu der Aktion – etwa 25 Prozent unter ihnen waren Flüchtlinge. Viel Anerkennung erhielt das Miniatur Wunderland für diese auf Vertrauen basierende Aktion.

Doch gab es auch Kritik. Zum Teil war sie sachlich – zum Teil aber auch nicht. Einen unsachlichen Kritiker veranlasste die Wohltätigkeitsaktion dazu, einen hasserfüllten Brief zu schreiben und diesen – ganz untypisch für das Phänomen Hassbotschaft – mit einem vollständigen Briefkopf zu versehen. Von „Wirtschaftsflüchtlingen“ ist darin die Rede und davon, dass man nicht mit der Flüchtlingspolitik Merkels einverstanden sei. Der Hassbrief endet mit den Worten: „Wir wünschen Ihnen eine Bombenlose Zeit.“

Hassbrief an den digitalen Pranger?

Die Betreiber entschieden sich für einen öffentlichkeitswirksamen Umgang mit dem Hass: Sie stellten den Briefeschreiber an den digitalen Pranger und veröffentlichten seine Hassbotschaft auf Facebook. Über 22.000 Menschen folgten bereits dem Aufruf, den Brief zu teilen. Die Facebook-Kommentare sind voll des Lobes.

Wir hätten niemals damit gerechnet, dass 99 Prozent der 40.000 Kommentare alle Solidarität waren. Und genau das ist der richtige Weg. – Frederik Braun, Betreiber des Miniatur Wunderlands.

Über den mutigen Umgang mit Hasskommentaren spricht detektor.fm-Moderator Lucas Kreling mit einem der Betreiber des Miniatur Wunderlands, Frederik Braun.

Wir wollten keinen Hass schüren, wir wollten eigentlich die Menschlichkeit stärken.Frederik Braun 

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