Mission Energiewende | Klima vs. Coronavirus

Die Lehren der Pandemie für die Klimakrise

Die Coronavirus-Pandemie bringt uns zurzeit alle an die eigenen Grenzen. Alle Bereiche des Alltags leiden mehr oder weniger darunter. Dennoch fordern Klimaforschende, nicht die Klimakrise zu vergessen und Lehren aus der jetzigen Krisensituation für die Zukunft zu ziehen. Was können wir also für die Klimakrise übernehmen?

Wenn die Coronakrise vorbei ist, wartet immer noch die Klimakrise auf uns. Denn die pausiert während der Pandemie nicht. Zwar hat uns momentan noch das Coronavirus fest im Griff, die Klima-Debatte darf dabei jedoch nicht vergessen werden.

Die Coronakrise hat aber auch etwas Positives für das Klima: Die Umwelt und die Natur erholen sich. Die Luft wird besser und plötzlich können Menschen, die in durch Smog belasteten Städten leben, den Himmel sehen. Und die aktuelle Lage beweist, dass wir Menschen auch in Krisen funktionieren.

Was können wir also für die Klimakrise lernen?

Die Frage treibt seit einigen Wochen auch Klimaforscher und -forscherinnen an. Beispielsweise Hans-Joachim Schellnhuber, der einen sogenannten Klima-Corona-Vertrag fordert und dazu aufruft, Lehren für die Klimakrise aus der Coronakrise zu ziehen. Aber wie sinnvoll ist das überhaupt? Vor allem wenn wir an Wirtschaft, Kulturszene und das momentane Miteinander denken, wird klar: Um das Klima-Problem zu lösen, braucht es neue Wege.

Für Reimund Schwarze liegt dieser Weg nicht in einem Vertrag, denn ein Vertrag sei an Bedingungen geknüpft. Junge Menschen könnten zum Beispiel sagen, sie verzichten auf den Klimaschutz und genießen dafür ihre Freiheiten. Und diese Entscheidung würde nicht nur die jetzige Generation betreffen, sondern auch alle nachfolgenden. Deshalb muss eine freiwillige Basis geschaffen werden. Also weg vom Zwang und hin zur gelebten Solidarität.

Und vielleicht können wir aus dieser Krise gestärkt hervorgehen. Wenn wir uns jetzt hier solidarisch zeigen, dann können wir auch mit Gegenseitigkeit rechnen. Ohne dass es vertraglich formuliert wird – einfach durch gelebte Kultur.

Prof. Reimund Schwarze, Umweltökonom

Foto: Reimund Schwarze

Miteinander solidarisch sein – das klingt vielleicht erst einmal einfach, fordert aber von jedem Menschen einen gewissen Verzicht. Gegen die Klimakrise findet sich kein Impfstoff, der Immunität verspricht und uns wieder zurück in die „Normalität“ bringt. Warum also nicht ein bisschen Solidarität aus der Viruskrise lernen?

Leute hängen im Treppenhaus Zettel aus, um älteren Nachbarn und Nachbarinnen zu helfen. Wir tragen Masken, um andere zu schützen. Wir bleiben zu Hause, um nicht größere Infektionsketten zu riskieren. Da schwingt überall Solidarität mit und genau die ist wichtig, um auch die Klimakrise richtig anzugehen.

Die Rolle der Wirtschaft in der Krise

Auf der anderen Seite des Miteinanders wartet die recht unflexible Wirtschaft, wie die Coronavirus-Pandemie deutlich macht. Ein kompletter Lockdown für die Klimakrise ist keine Lösung.

Deshalb ist es wichtig, dass nach dem Lockdown erst einmal die Infrastruktur wieder aufgebaut wird. Die Wirtschaft nehme gerade so einen Schaden, dass man sie wieder in Gang setzen müsse, erklärt Reimund Schwarze. Erst wenn die Wirtschaft funktioniere, könne man an die Klimaschutz-Investitionen denken. Denn ohne funktionierende Wirtschaft fehle es an Infrastruktur für neue Klima-Projekte. Einfacher gesagt: Ohne Wirtschaft auch keine Projekte, die man fördern kann.

Wir brauchen alle eine grundlegende Funktionsfähigkeit inklusive der grünen Infrastruktur. Und danach kommt erst der Green Deal mit seiner Mondlandung in einem anderen Wirtschaftsmodus.

Prof. Reimund Schwarze, Umweltökonom

In dieser Folge „Mission Energiewende“ versucht detektor.fm-Moderatorin Sophie Rauch zusammen mit Reimund Schwarze einen Überblick über die Klima-Corona-Debatte zu schaffen: Was können wir aus der Coronakrise für die Klimakrise lernen? Was sind die momentanen positiven Auswirkungen? Und wie geht es für das Klima nach der Pandemie weiter?

Redaktion