Mission Energiewende | Vom Tagebau zum Lausitzer Seenland

„Das Dreckloch wird zum Badesee“

In der Lausitz, Deutschlands zweitgrößtem Braunkohle-Revier, entsteht das Lausitzer Seenland. Doch rettet allein der Tourismus die Region?

Es ist ein Unterschied wie Tag und Nacht: In der Lausitz zwischen Berlin und Dresden sind die Tagebaue Seen und Wäldern gewichen. Bis 1990 hat der Braunkohleabbau die Region bestimmt. Mit der Wende ist der Bedarf an Kohle drastisch gesunken. In kürzester Zeit wurden viele Betriebe eingestellt. Seitdem ist die Lausitz im Wandel.

Ich hab das noch erlebt, wo ich kleiner war, waren hier ja noch die Kraftwerke. Wenn die die Schornsteine gelüftet haben und man weiße Wäsche draußen aufgehängt hatte, dann war die danach schwarz. Jetzt ist das hier ja saubere Luft. Das kannten viele damals gar nicht. – Annett Leiker, betreibt den Ferienhof Radlerslust am Senftenberger See

Flutung über zehn Jahre

Um die Tagebaue zu sanieren, wird die Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft LMBV gegründet. Aus den sogenannten Tagebaurestlöchern werden Seen. Für insgesamt 23 dieser Löcher beginnt schon zwischen 1998 und 2002 die Flutung. Ein Großteil davon hat inzwischen schon den finalen Wasserpegel erreicht.

Rund zehn Jahre dauert es, bis aus einem Tagebau ein Badesee wird, der für Touristen nutzbar ist. Doch es kann auch länger dauern. Wenn die Flüsse in der Umgebung weniger Wasser führen, wie in diesem Sommer, dann fließt auch weniger in die zukünftigen Badeseen.

Einige Seen wie der Senftenberger See sind längst touristisch erschlossen mit Bootsverleih, Stadthafen, Umkleidekabinen und Imbissbuden. An anderen Seen, wie etwa dem Großräschener See kann man den Wandel noch beobachten: hier ragen noch Bäume aus dem Wasser. Das Betreten des Strands ist verboten, der Boden droht noch abzusacken.

Vom Bergmann zum Gastwirt?

Bis 1990 arbeiten hier noch rund 60.000 Menschen in der Kohleindustrie. Heute sind in es in den vier letzten noch aktiven Tagebauen knapp 8000. Tausende haben ihren Job verloren und die Region verlassen. Das kann der Tourismus im Lausitzer Seenland nicht allein auffangen.

Kürzlich verkündet Roland Pofalla, der Co-Vorsitzende der Kohlekommission, für die Lausitz werde ein endgültiger Ausstieg aus der Kohle bis 2038 vorgesehen. Damit stößt er in der Region auf Widerstand und auch in den Reihen der Kommission ist man sich wohl noch keineswegs einig.

detektor.fm-Reporterin Eva Morlang ist ins Lausitzer Seenland gefahren, um herauszufinden, wie stark die Kohle die Region noch prägt, und ob die Lausitz ein Modell für klimafreundlichen Tourismus werden kann.

Wer früher im Bergbau tätig war, ist nicht über Nacht ein Gastronom geworden, denn das ist ein Prozess, der sich über zwei, drei Generationen ziehen wird, dass auch ein Wandel in den Köpfen stattfindet.Kathrin Winkler 

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„Mission Energiewende“ ist eine Kooperation mit dem Ökostromanbieter LichtBlick und dem WWF