Papst Franziskus und die Reformen in der katholischen Kirche

Franziskus auf Reformkurs: Der Papst traut sich was

Bei den Katholiken ist die Ehe heilig. Geschiedene können ihre Ehe zwar annullieren lassen. Das ist aber ein langer Prozess. Bis jetzt. Papst Franziskus reformiert die Annullierung. Doch im Vatikan brodelt es gewalt. Kommt Franziskus mit seinem liberalen Kurs bei der Kurie durch?

Die Ehe einfach auslöschen?

Schon jetzt können Geschiedene ihre Ehe von der katholischen Kirche annullieren lassen. Das bedeutet nicht, dass die Ehe aufgelöst wird, sondern, dass sie für nichtig erklärt wird. Dieses Verfahren stellt also fest, dass die Ehe von Beginn an, nach katholischem Verständnis, nicht rechtmäßig war.

Ein einseitiger Kinderwunsch kann ein Grund für eine Annullierung sein, aber auch, wenn sich einer der Partner schon bei der Eheschließung der Tragweite seiner Entscheidung nicht bewusst war. Für Schein- oder Zwangsehen gilt dieses Regelung auch.

Den Antrag auf die Nichtigkeitserklärung muss einer der Partner stellen. Bislang mussten zwei voneinander unabhängige richterliche Instanzen die Ehe für nichtig erklären. Die erste Instanz war das Diozösan-Gericht, also ein Gericht des zuständigen Bistums. Die zweite Instanz ist das Gericht des jeweiligen Erzbistums. Dass beide Gerichte einer Annullierung zustimmen mussten, hat das Verfahren bislang sehr langwierig werden lassen.

Für gläubige Katholiken ein ernstes Problem: Denn wer seine Ehe nicht annullieren lässt, dem wird der Empfang der heiligen Kommunion verwehrt.

Weniger Aufwand, schnellere Entscheidung

Das Verfahren zur Annulierung der Ehe soll nun vereinfacht werden. Der Papst hat angeordnet, dass nicht mehr zwei Instanzen über die Nichtigkeit der Ehe entscheiden müssen. Das ist die größte Neuerung.

Mit Beginn des ‚Jahres der Barmherzigkeit‘ im Dezember ist es jedem Ortsbischof erlaubt, eine Ehe zu annullieren. Für Katholiken, die in ärmeren Regionen dieser Welt leben, ist das von Bedeutung, weil es dort oft kein Diozösane-Gericht gibt.

Was sagen die Katholiken?

Die Opposition ist sehr stark. Was stattdessen heute irgendwie verwundert, ist dass die Reformfreudigen, die Gläubigen, der Klerus und auch die Bischöfe sich nicht so stark mobilisieren. – Marco Politi

Ob Papst Franziskus wirklich liberaler ist als sein Vorgänger und auf welchen Widerstand seine Reformen stoßen, hat detektor.fm-Moderator Christian Bollert den Vatikankenner Marco Politi gefragt. Er berichtet seit über 20 Jahren aus dem Vatikan und hat diverse Bücher über die katholische Kirche und den Vatikan veröffentlicht.

Der Papst will eine Kirche, die weniger monarchisch ist, weniger kaiserlich, weniger zentralistisch. Er will eine Kirche, die mehr gemeinschaftlich ist, mehr partizipativ.Marco Politi 

Redaktion: Maren Schubart