piqd-Hintergrund | Hypermoral, Heinz-Christian Strache, Lenin-Mythos

Leben wir im Zeitalter der Hypermoral?

Alexander Grau findet, dass die Hypermoral den öffentlichen Diskurs regiert. Heinz-Christian Strache ist Vorsitzender der FPÖ und pflegt noch immer Kontakte zur rechten Szene. Und Christine Hamel spürte dem Lenin-Mythos in Russland nach. Unsere Themen in dieser Folge „piqd-Hintergrund“.

Der piqd-Hintergrund – Die besten Geschichten und ihre Geschichte.


Im „piqd-Hintergrund“ kommen Kuratoren und Autoren zu Wort. Wir sprechen einmal im Monat mit klugen Köpfen, die das Netz nach den besten Artikeln durchforsten und dann auf piqd.de empfehlen. Eine Zusammenarbeit zwischen piqd.de und detektor.fm.

Die Neonazi-Vergangenheit eines Spitzenpolitikers

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache war als junger Mann in der Neonazi-Szene aktiv. Leila Al-Serori und Oliver Das Gupta haben diese Zeit mit großem Aufwand akribisch und präzise rekonstruiert. Dass ein Politiker mit einer solchen Vergangenheit so erfolgreich Karriere macht, ist in Europa einzigartig und ruft Bedenken hervor. Die Recherche wurde in zwei Teilen in der Süddeutschen Zeitung als “Die Akte Strache” veröffentlicht.

Was wirklich auffällig ist, ist dass er nach wie vor diese Zeit in der Neonazi-Szene nicht einmal als Fehler bezeichnen möchte. Er zieht da keinen Schlussstrich. Er hat offenkundig gar nicht vor sich davon richtig zu distanzieren.Oliver Das Gupta 

Das gespaltene Verhältnis der Russen zu Lenin

Das Radiofeature “Mapping Lenin” von Christine Hamel ist das Ergebnis einer einmonatigen Recherchereise durch Russland. Im Beitrag kommen auch Menschen aus abgelegeneren Orten zu Wort. Die tragen häufig “Lenin” im Namen. Lenin selbst spielt im öffentlichen Leben hingegen kaum mehr eine Rolle.

Der Personenkult um Lenin ist noch lebendig, der Wunsch nach einer Vision in der Welt, dieses Verlangen nach einer Idee, die weit über den Alltag hinausreicht. – Christine Hamel

Die Regierung hat eine wirksame Erzählung um den starken russischen Staat geschaffen. Für Revolutionsgedanken ist da kein Platz.

Das Zeitalter der Hypermoral

In “Sein und Streit” bei Deutschlandfunk Kultur hat der Philosoph Alexander Grau über die “Hypermoral” gesprochen. Also darüber, dass wir immer häufiger moralisch statt sachlich argumentieren. Wer nüchtern argumentiert, gilt schnell als empathielos und unsympathisch, erklärt Grau. Politiker können beispielsweise Zustimmung in der Gesellschaft nicht ausschließlich mit rationalen Argumenten erreichen. Hinzu kommt, dass viele Themen, beispielsweise technischer Natur, heute direkt moralisch diskutiert werden.

Es ist natürlich hochgradig irrational, Atomkraftwerke abzuschalten, weil es ein Erdbeben in Japan gab.Alexander Grau, Philosoph 

Florian Schairer hat die Autorinnen und Autoren dieser Artikel und Reportagen im „piqd-Hintergrund“ getroffen.

Redaktion: Maximilian Rosch und Florian Schairer von piqd.de


piqd-Hintergrund als Podcast abonnieren oder bei Apple PodcastsSpotify und Deezer hören. Eine Zusammenarbeit zwischen piqd.de und detektor.fm.

Redaktion