Prozessauftakt im Fall Hillsborough

Nach 28 Jahren vor Gericht

Prozessauftakt im Fall Hillsborough: 28 Jahre nach dem Unglück im Fußballstadion von Sheffield werden Polizisten und Koordinatoren zur Verantwortung gezogen. 96 Menschen sind damals beim Spiel FC Liverpool gegen Nottingham Forest gestorben. Wieso wird erst jetzt verhandelt?

Hillsborough Stadium

Am 15. April 1989 sterben im Hillsborough Stadium in Sheffield 96 Menschen. 766 Menschen werden verletzt. Das Unglück passiert bei einem Fußballspiel zwischen dem FC Liverpool und Nottingham Forest: Sicherheitskräfte lenken die Liverpool-Fans teilweise in einen viel zu kleinen Block.

Die zwei Blöcke hinter dem Tor von Liverpool waren bereits sehr voll. Der Verantwortliche, David Duckenfield, hatte wenig Erfahrung. Er hat ein Tor geöffnet, durch das dann weitere 2.000 Fans geströmt sind. – Marcus Erberich, freier Journalist

Die Menge, die durch einen Gang auf den Block zuströmt, ist schließlich zu groß, um wieder umkehren zu können. Die Fans, die bereits im Block sind, darunter viele Jugendliche und Kinder, werden von der nachströmenden Menschenmenge erdrückt und ersticken.

Die Schuldfrage

Nach fast drei Jahrzehnten stehen nun die damaligen Verantwortlichen vor Gericht. Über Jahre hat sich ein Gerücht gehalten, dass so nicht stimmt: Die Liverpool-Fans seien Schuld an der Tragödie. Sie seien betrunken und gewaltbereit gewesen.

Am Tag des Desasters hat der Verantwortliche dann behauptet, er hätte das Tor nicht öffnen lassen, sondern die Liverpool-Fans hätten das Tor aufgerissen. Diese Version hat schnell die Runde gemacht, unter anderem wegen des Boulevardblatts The Sun. – Marcus Erberich

Erst im April 2016 hat dann ein Gericht entschieden, dass es sich um einen Fehler der Polizei gehandelt hat.

Die Anklage

Auf der Anklagebank sitzen nun Polizisten, ein Jurist, der damalige Stadion-Verantwortliche und der damalige Polizeichef David Duckenfield, der für den Einsatz beim Spiel verantwortlich war.

Polizeiberichte von Polizisten, die bei dem Spiel dabei waren, sind nachträglich editiert, um nicht zu sagen manipuliert worden. – Marcus Erberich

Die Anklagen lauten: Falschaussage, Justiz-Behinderung, Verstöße gegen Sicherheitsvorschriften und im Fall Duckenfields sogar fahrlässige Tötung in 95 Fällen. Einen Fall berücksichtigt das Gericht wegen Verjährung nicht. Die Angeklagten plädieren allesamt auf nicht schuldig.

detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop hat mit Marcus Erberich darüber gesprochen, was damals passiert ist und wie es dazu kommen konnte.

Wir sprechen hier vom Ende der 1980er-Jahre, wo es noch viel leichter war, der Öffentlichkeit weiszumachen, dass es die Fans waren und nicht die Polizei.Marcus Erberich 

Redaktion: Barbara Butscher

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