Religionsmonitor 2017: Flüchtlingshilfe

Muslimisches Ehrenamt

Fast jeder zweite Muslim in Deutschland engagiert sich in der Flüchtlingshilfe. Das zeigt der „Religionsmonitor“ der Bertelsmann-Stiftung. Dabei ist die deutsche Flüchtlingshilfe ein Schwerpunkt.

Religion in der Gesellschaft

44 Prozent der befragten deutschen Muslime haben Flüchtlingen geholfen. Das steht im aktuellen „Religionsmonitor“ der Bertelsmann Stiftung. Die Untersuchung ist im vergangenen Jahr mithilfe der Universität Göttingen und europäischen Religionswissenschaftlern, Soziologen und Psychologen durchgeführt worden.

Besonderheit des Religionsmonitors ist, dass sich insgesamt mehr als zehntausend Menschen aus sechs Ländern an der Umfrage beteiligt haben: Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Großbritannien und die Türkei.

Religion ist für viele Menschen eine Orientierung für Denken und Handeln. Die größer werdende Vielfalt an Lebensentwürfen erschwert für manchen Gläubigen einen friedlichen und fairen Umgang mit Andersdenkenden. Die Bertelsmann Stiftung will mithilfe des Religionsmonitors herausfinden, welche Rolle Religion für gesellschaftlichen Zusammenhalt spielt.

Im Fokus: Flüchtlingshilfe

Im Laufe des Jahres 2017 wird die Bertelsmann Stiftung die Ergebnisse veröffentlichen. Den Auftakt macht die Studie zur deutschen Flüchtlingshilfe. Dabei fällt auf, dass es im Gegensatz zu vielen Vorurteilen Muslime sind, die sich am stärksten für geflüchtete Menschen einsetzen.

Auch die Annahme, dass Muslime durch ihr Engagement nur religiösen Einfluss nehmen wollen, um Geflüchtete zu radikalisieren, ist demnach falsch. Denn die Mehrheit der Muslime wirbt um Offenheit gegenüber anderen Religionen.

Die Bertelsmann Stiftung vermutet, dass die gemeinsame Herkunft von Geflüchteten und ehrenamtlichen Helfern ein maßgeblicher Grund für das Engagement ist. Durch gemeinsame Sprachen können vorhandene Sprachbarrieren überwunden werden.

Flüchtlingsunterkünfte als Knotenpunkte

Interessant ist auch, dass durch die Flüchtlingsdebatte neue Menschen zum Ehrenamt gefunden haben. Speziell junge Erwachsene, Geringverdiener und Muslime setzen sich demnach stark für Geflüchtete ein.

Unterschiede in puncto Engagement für Geflüchtete kann man nicht nur zwischen Ost- und Westdeutschland erkennen, sagt Yasemin El-Menouar, Projektmanagerin der Studie. Sie erklärt im Interview mit detektor.fm-Moderator Eric Mickan, dass es auch darauf ankommt, wie nah oder fern eine Flüchtlingsunterkunft liegt.

Von den Ergebnissen kann auch die deutsche Flüchtlingshilfe profitieren. Man kann die Menschen besser miteinander vernetzen, bessere Beratungen anbieten und ehrenamtliche Helfer besser qualifizieren.

In Notsituationen unterstützt die breite Bevölkerung und ist bereit, ihre Kräfte zu mobilisieren. Der Zusammenhalt unabhängig von Herkunft und Religion funktioniert in schwierigen Zeiten.Yasemin El-MenouarBild: Bertelsmann Stiftung 

Redaktion: Conny Poltersdorf