Selbstverletzung, Depression und Suizid im Jugendalter

„Seelische Gesundheit ist der größte Schatz.“

Wenn Jugendliche in einer Krise stecken, liegt es eben am Alter. An der Pubertät. An der harmlosen ersten Liebe. Und genau das ist das Problem: Wer jung erkrankt, wird nicht ernstgenommen, Suizide sind Tabuthema. Über ein zu großes Tabuthema und fehlende Hilfe.

Fehlende Fühlsorge statt notwendige Behandlung

„Hab dich mal nicht so.“ , „Anderen geht es schlimmer.“ oder „Jedem geht es mal schlecht“ – solche Sprüche bekommen viele Jugendliche, die in eine Krise rutschen, fast täglich von Mitschülern und anderen zuhören. Dabei können beide Seiten nichts für ihr Verhalten.

Viele werden stigmatisiert, diskriminiert, gemobbt oder gar als „Psycho“ abgestempelt. Es geht um die Jugendlichen, die sich selbst verletzen, Depressionen haben, ein anderes seelisches Problem mit sich herumtragen – oder Suizid begehen oder begehen wollen. Viele Menschen tabuisieren diese Themen. Genügend Hilfe, effektive Aufklärungskampagnen? Fehlanzeige.

Selbstverletzendes Verhalten bei Jugendlichen nicht ungewöhnlich

Über eine Million Jugendliche in Deutschland verletzen sich selbst. Dies wird auch als selbst verletzendes Verhalten (SVV) oder auch als Autoaggressionen bezeichnet.

Manche fügen sich selbst mit  spitzen Gegenständen Wunden an Armen und Beinen zu. Andere Verbrennen sich absichtlich. Die Wenigsten können einfach so aufhören. Wissenschaftler sind sich noch nicht sicher, ob SVV auch eine Sucht werden kann. Nur so viel ist klar: Druck von Außen auf die Betroffenen macht die Lage meist noch schlimmer.

Depressionen als Ursache

Bei vielen Menschen, die sich selbst verletzen, steht eine Depression im Vordergrund. Lange Zeit glaubte man, Jugendliche könnten nicht an einer Depression erkranken. Fakt ist: zwischen drei und  zehn Prozent der 12- bis 17-jährigen in Deutschland sind an einer depressiven Störung erkrankt.

Die Depression im Jugendalter ist schwer zu diagnostizieren, da einzelne Symptome der Krankheit auch bei gesunden Menschen auftreten können. Wenn jedoch zu den Stimmungsschwankungen, die für Pubertierende normal sind, noch Schlafstörungen, Selbstwertprobleme, Motivationslosigkeit, eine gedrückte Stimmung und Suizidgedanken über eine längeren Zeitraum auftauchen, deutet dies auf eine Depression hin. Bei vielen aber bleibt sie unbehandelt.

Ungefähr 150 Jugendliche versuchen sich täglich das Leben zu nehmen. Ungefähr 600 Jugendliche wählen jährlich in Deutschland den Freitod. Damit ist der Selbstmord die zweithäufigste Todesart im Jugendalter.

Verrückt? Na und!

Das Schulprojekt „Verrückt? Na und!“ der Initiative „Irrsinnig Menschlich e.V.“, klärt an Schulen über Selbstverletzung, Depression und Suizid, aber auch über andere  Themen auf. Über 500 Mitarbeiter arbeiten deutschlandweit für das Projekt.

Ein Projektteam besteht immer aus einer Person, die beruflich mit dem Thema seelische Krankheiten zu tun hat, und eine zweite Person, die als „Experte in eigener Sache“ fungiert – sprich: jemand, der selbst an einer Depression gelitten hat und Jugendlichen erzählt, wie er damit umgegangen ist.

Über das Projekt und den nicht gerade einfühlsamen Umgang der Gesellschaft mit depressiven Jugendlichen haben wir mit Manuela Richter-Werling gesprochen. Sie ist Initiatorin von „Irrsinnig Menschlich“.

„Seelische Gesundheit ist der größte Schatz.“ Dr. phil. Manuela Richter Werling 

Redaktion: Natalie Prautsch