Olympia in Rio: Was ist das für eine Fankultur?

Gute Fans, böse Fans

Am Sonntag enden die Olympischen Spiele in Rio. Die brasilianischen Fans haben sich dabei nicht immer wie echte Sportsmänner verhalten. Wie hat das die Spiele beeinflusst?

Welche Bilder werden von den Olympischen Spielen in Rio im Gedächtnis bleiben? Die vom grünen Wasser im Schwimmbecken? Von den teils leeren Stadien? Oder die verdreckte Segelbucht? Ein besonders emotionaler Moment ist ausgerechnet bei der Siegerehrung der Stabhochspringer aufgekommen, als der Franzose Renaud Lavillenie weinend seine Silbermedaille entgegengenommen hat.

In Rio lassen Fans ihren Emotionen freien Lauf

Lavillenie ist als Favorit nach Rio gegangen. Bereits bei den Olympischen Spielen in London 2012 hat der Franzose Gold geholt. Doch während des Wettkampfes und sogar bei der Siegerehrung haben die brasilianischen Fans ihn ausgebuht und ausgepfiffen. Der Brasilianer Thiago Braz da Silva hingegen flog, getragen von den Gesängen aus dem Zuschauerblock, über die höchste Latte und landete damit ganz oben auf dem Siegertreppchen.

Pole-vaulter Renaud Lavillenie consoled by Thiago Braz and Sergei Bubka after he was booed at medal ceremony pic.twitter.com/BrMoF3KGA0

— IOC MEDIA (@iocmedia) 17. August 2016

In einigen Arenen lief daraufhin eine an die Fans gerichtete Videobotschaft über die Leinwände. Die Botschaft: Seid fair und feuert alle Athleten an. Der Präsident des Olympischen Komitees, Thomas Bach, nannte das Verhalten der Fans auf Twitter  „schockierend“ und „inakzeptabel“.

Der Sprecher des Organisationskomitees, Mario Andrada, entschuldigte das Verhalten der Fans in einem Interview: „Die Brasilianer sind sehr leidenschaftlich, sehr heimatverbunden, sehr laut – sehr latinohaft – und das spiegelt sich in manchen Sportarten wider“.

Auch Sportler müssen sich konzentrieren

Doch die brasilianischen Fans stehen nicht immer auf der Seite ihrer Landsmänner. Die brasilianischen Fußballer zum Beispiel wurden für ihr Unentschieden in der Vorrunde ausgebuht. Manchmal feuern die Brasilianer auch einfach den Außenseiter an oder schlagen sich aus unerklärlichen Gründen auf die Seite eines Landes.

Das Problem dabei: In Sportarten, wo es auf höchste Konzentration ankommt, bringt die ungewohnt laute Atmosphäre im Stadion die Athleten aus dem Konzept. Beim Aufschlag im Tennis oder Beachvolleyball, bei Fechtduellen oder bevor die Schwimmer vom Startblock springen, herrscht normalerweise Ruhe. Nicht so in Rio.

Wie das die olympischen Spiele beeinflusst hat, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange mit unserer Redakteurin Claudia Doyle gesprochen.

Claudia Doyle