Stadtgespräch | 130. Todestag von König Ludwig II.

Zwischen Gedenken und Folklore

Auch in diesem Jahr wird in der Gemeinde Berg am Starnberger See des Todes von König Ludwig II. gedacht. Laut offiziellen Berichten ist der sogenannte Märchenkönig am 13. Juni 1886, also vor 130 Jahren, im Starnberger See gemeinsam mit seinem Psychiater Bernhard von Gudden ertrunken. Nicht alle glauben dieser Version.

Die genauen Umstände, die zum Tod von König Ludwig II. geführt haben, sind noch immer ungeklärt. Kurz vor seinem Tod hat man ihn auf Bestreben der Regierung von vier Ärzten untersuchen lassen und für unmündig  weil „seelenkrank“ erklärt. Nur wenige Tage später wurden er und sein Psychiater, nachdem sie nicht von einem Abendspaziergang zurückkehrten, leblos in knietiefem Wasser im Starnberger See gefunden.

Von amtlicher Seite hat man sich den Tod damals so erklärt: Ludwig wollte Selbstmord begehen. Beim Versuch, ihn davon abzuhalten, kam auch sein Psychiater ums Leben. Nicht alle glaubten dieser Geschichte, auch heute noch.

Der Tod von Ludwig II: Wer kennt die Wahrheit?

Der Berliner Hobby-Historiker Peter Glowasz glaubt sogar eindeutige Anzeichen für eine Ermordung des Königs gefunden zu haben. Um seine Theorie zu bestätigen, möchte er den Sarkophag von Ludwig II. röntgen lassen. So bliebe auch die Totenruhe des Verstorbenen gewahrt. Für die Nachfahren des „Märchenkönigs“ rund um Leopold Prinz von Bayern ist das allerdings keine Option.

Die Wahrheit zu kennen, das glaubt auch der bayerische Geheimverbund der Guglmänner, die sich als Hüter der Monarchie verstehen. In Schwarze Kutten gehüllt begleiten sie die jährliche Gedenkfeier um König Ludwig II. Ihre (Verschwörungs-)Theorie zum Mord am „Märchenkönig“ haben sie in einer Dokumentation auf YouTube zusammengefasst. Allerdings gibt es viele Zweifel an ihrer Theorie.

Das Rätseln um die Todesursache macht das Ganze noch interessanter. Wenn man weiß, wie er gestorben ist, geht der Reiz verloren. – Rupert Monn, Bürgermeister der Gemeinde Berg am Starnberger See

Gedenken in der Tracht

Veranstalter der jährlichen Gedenkfeier ist die „Vereinigung Ludwig II. Deine Treuen“, die verhindern will, dass die Leistungen von König Ludwig II. in Vergessenheit geraten. Neben der Vereinigung finden sich auch Königstreue, Trachtenvereine und Einzelpersonen aus ganz Deutschland zur Gedenkfeier zusammen.

An diesem Tag wird in Berg am Starnberger See also nicht nur der Person Ludwigs gedacht, sondern die Bayern gedenken auch ihrer selbst. In Tracht, Uniform oder Dirndl lauscht man echten bayerischen Volksliedern und erinnert sich der Vergangenheit.

Aber warum der Bayern-König noch immer so fasziniert und wer vom Mythos rund um König Ludwig II. profitiert, das erklärt der Bürgermeister der Gemeinder Berg am Starnberger See Rupert Monn im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Anke Werner.

Es gibt in der Gemeinde niemanden, der sich an König Ludwig II. stört, wir haben viele Fans hier.Rupert Monn