Play
Vor und im „Sonnenblumenhaus“ fanden vor 25 Jahren die Ausschreitungen statt. Foto: Sonnenblumenhaus Rostock | CC BY 2.0 | Anne Roth / flickr.com

Stadtgespräch | 25 Jahre Rostock-Lichtenhagen

„Gestern Heute Morgen“

Steine, brennende Häuser und rechtsextreme Parolen: Rostock-Lichtenhagen ist nun 25 Jahre her. Über vier Tage haben damals die Gewalttaten gedauert, denen die Polizei kaum etwas entgegenzusetzen hatte.

Kein Rostock ohne Lichtenhagen

Googelt man „Rostock“, bekommt man direkt „Lichtenhagen“ vorgeschlagen. Auch 25 Jahre nach den Ereignissen vom 22. bis 26. August 1992 prägen die Geschehnisse in Rostock-Lichtenhagen das Bild der Stadt. Damals terrorisierten Rechtsradikale, angefeuert von Schaulustigen, über Tage Asylbewerberinnen und Asylbewerber, warfen Steine und Molotowcocktails. Das „Sonnenblumenhaus“, in dem sich damals die Aufnahmestelle befand, erlangte traurige Berühmtheit und mit ihr die gesamte Stadt und der Stadtteil Rostock-Lichtenhagen.

Neben rund 300 vietnamesischen Vertragsarbeitern und ihren Familien werden dort Anfang der 1990er Jahre immer mehr Menschen aus den ehemaligen Sowjetstaaten untergebracht. Dabei ist es reines Glück, dass bei den Krawallen keine Menschen starben. Stadt und Land schieben damals die Verantwortung hin und her. Die Polizei, die selbst Opfer der Krawalle wird, versagt kläglich.

Auch die juristische Aufarbeitung wirft Fragen auf. Zwar wurden mehr als 40 Täter verurteilt, jedoch erhielten lediglich drei Haftstrafen. Ein Jahr später wird der Grundgesetzartikel 16, der Asylparagraph, verschärft und für viele Kritiker auf unwürdige Weise entstellt.

Wie an Rostock-Lichtenhagen gedenken?

Wie an die Ereignisse gedacht werden soll, ist lange umstritten gewesen. Eine Gedenktafel am Rathaus ist erst von Tätern aus dem rechtsextremen Umfeld entfernt und später wieder angebracht worden. Eine 2012 auf dem Platz vor dem Sonnblumenhaus gepflanzte „Gedenk-Eiche“ ist von einer Gruppe antifaschistischer Aktivisten gefällt worden. Die „Arbeitsgemeinschaft Gedenken“ der Rostocker Bürgerschaft einigte sich dann darauf, dass es ein dezentrales Mahnmal geben muss. Auch, um an die verschiedenen Stellen in der Stadt zu erinnern, die in den August-Tagen 1992 ihrer Verantwortung nicht gerecht wurden.

Wir wollten darstellen, es ist zu diesem Progrom 1992 gekommen, weil die gesamte Stadtgesellschaft mit ihren Institutionen – Politik, Verwaltung, Polizei und auch Medien – einfach versagt hat. -Wolfgang Nietzsche, Präsident der Rostocker Bürgschaft

Mit dem Mahnmal „Gestern Heute Morgen“ einer Rostocker Künstlergruppe, sollen die Ereignisse aus der Vergangenheit heute kritisch betrachtet werden, um solchen Ereignissen vorzubeugen. Das Ziel: Es soll ein Dialog aufrechterhalten werden und an vielen Orten überhaupt erst neu entstehen, wie Ausländerfeindlichkeit in einer Demokratie entgegnet werden kann.

Über den Umgang und die Einbindung der Ereignisse in das gegenwärtige Stadtbild, hat sich detektor.fm-Moderatorin Marie Landes mit dem Präsidenten der Rostocker Bürgerschaft Dr. Wolfgang Nitzsche unterhalten.

Wolfgang Nitzsche - ist Präsident der Rostocker Bürgerschaft und setzt sich seit Jahren für ein Mahnmal ein.

ist Präsident der Rostocker Bürgerschaft und setzt sich seit Jahren für ein Mahnmal ein.
Wir wollten eine stetige Form des Erinnerns an dieses Progrom in Lichtenhagen 1992 schaffen.Wolfgang Nitzsche
Stadtgespräch 25 Jahre Rostock-Lichtenhagen 07:58

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen