Stadtgespräch | „Aktion gegen Wildpinkler“ in St. Pauli

Der Anti-Pipi-Lack

Die Bewohner von St. Pauli haben genug von Betrunkenen, die gegen ihre Hauswände pinkeln. Bußgelder und Verbote verfehlen bisher ihre Wirkung, also versucht man mit einer ungewöhlichen Aktion gegen die „Wildpinkler“ vorzugehen. Ganz nach dem Motto: „Hier pisst man sich ans eigene Bein“ spritzt die Wand nämlich zurück. Nun kopiert auch San Francisco die Idee.

Der Ruf der Natur

Wer hat es nicht schon mal gewagt? Meist in höchster Not, in einer dunklen Ecke, hinter einem Baum oder in einem Gebüsch? Die Rede ist vom „Wildpinkeln“.  Nach ein paar Bier, einer langen Zugfahrt oder dem Spargel zum Mittagessen, da drückt die Blase eben. Irgendwann gilt: was raus muss, muss raus – manchmal auch gegen Mauern und Wände. Und das stinkt dann zum Himmel.

Anti-Pipi-Lack macht Schule

Besonders schlimm traf das einige Bewohner auf der berühmten Reeperbahn in Hamburg. Die Anwohner hatten es satt: überall stinkende Ecken und Wände. Jetzt wird seit geraumer Zeit „zurückgepinkelt“ – und zwar mit einem wasserabweisenden Lack, der Urin abprallen lässt.

Eine ungewöhnliche Aktion, die jetzt Schule macht. Nicht nur andere deutschen Städte, auch die amerikanische Metropole San Francisco möchte auf diese Weise gegen „Wildpinkler“ vorgehen.

Testing out a new pee repellent that „pees back“ to prevent public urination. pic.twitter.com/6eDJ4w9MWH

— SF Public Works (@sfpublicworks) 23. Juli 2015

Mit Humor gegen Pipi

Mit Witz will man sich dem Problem nähern und nicht länger nur oberlehrerhaft ermahnen. Denn Bußgelder und Verbote hatten in der Vergangenheit nur wenig Erfolg.

St. Pauli spricht direkt zu seinen Gästen, ohne zu pöbeln oder zu meckern. –  Julia Staron von der Interessengemeinschaft St. Pauli e.V.

Die spezial-behandelten Stellen sollen mit Warnschildern gekennzeichnet werden. Aber nicht überall. So kann der illegale “ Pinkelausflug“ nämlich auch mit einer bösen (und feuchten) Überraschung enden.

Anti-Pipi-Lack

Bei dem Speziallack handelt es sich um das Produkt „Ultra Ever Dry“, das bereits im Jahr 2012 von einer US-Firma entwickelt wurde. Die spezielle Nanotechnologie soll sämtliche Flüssigkeiten abweisen. Der Lack soll damit nicht nur trocken halten, sondern auch schmutzabweisend wirken. Auch gegen Graffiti ist eine Beschichtung wirksam.

Doch hält er wirklich, was er verspricht? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Julia Staron von der Interessengemeinschaft St. Pauli e.V. gesprochen.

Die Resonanz ist super. Besonders gut angekommen ist, dass es eine andere Art der Kommunikation ist, die nicht mit dem erhoben Zeigefinger und „ihr seid alle doof“, sondern sehr ironisch, sozusagen ‚St. Paulianisch‘, zwar mit Ernst, aber halt mit ein bisschen Witz an die Leute herantritt.Julia Catharina Staron 

Dienstags schaut detektor.fm in eine deutsche Metropole und fragt, welche Themen und Diskussionen die Menschen dort bewegen. In Gesprächen mit Künstlern, Journalisten und Politikern stellen wir die spannendsten Themen der jeweiligen Stadt vor und kommentieren aktuelle Debatten.

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Redaktion: Carsten Jänicke