Stadtgespräch | Bushaltestelle für Demenzkranke

Die Haltestelle als Erinnerungspunkt

In Duisburg gibt es seit diesem Montag eine Bushaltestelle, bei der gar kein öffentlicher Bus hält. Aber wofür ist sie dann? Ein Anruf beim Walter-Cordes-Stift liefert Antworten.

1,7 Millionen Demenzkranke gibt es derzeit in Deutschland. Die Zahl der Erkrankten steigt, auch aufgrund dessen, dass die Menschen heute einfach älter werden.

Der Bus als stetige Erinnerung für Demenzkranke

Häufig leben die Demenzkranken in ihrer eigenen Welt, nämlich in der Vergangenheit. Sie glauben, wieder Kind zu sein oder sie gehen in ihrer Vorstellung wieder Arbeiten, ziehen Kinder groß. Eine Erinnerung haben viele Erkrankte aber gemeinsam: sie waren immer mit dem Bus unterwegs. Und deswegen spielt der Bus auch im hohen Alter noch eine wichtige Rolle für sie.

Immer mal wieder kann man in den Nachrichten lesen, dass sich ein Senior auf der Suche nach der nächsten Bushaltestelle verlaufen hat oder lange Zeit nicht gefunden werden konnte. Im Walter-Cordes-Wohnstift will man dem Wunsch nach einer Busfahrt nachgehen – ohne aber die Bewohner des Stiftes in Gefahr zu bringen.

Es gibt aber auch Kritik an diesem Ansatz, man würde die Demenzkranken mit den Attrappen nicht ernst nehmen und ihnen eine falsche Realität vorgaukeln. Vielerorts aber können solche Ideen dabei helfen, die Anwohner vor dem Weglaufen zu bewahren.

Bushaltestelle als Zufluchtsort

Deswegen gibt es seit diesem Montag nun eine originale Bushaltestelle auf dem Vorplatz des Wohnstiftes. Dort steht eine Bank zum Sitzen und ein Haltestellenschild, zur Verfügung gestellt von der Duisburger Verkehrsgesellschaft. Gemeinsam mit dem Pflegepersonal können die Bewohner nun zur Haltestelle gehen und dort auch mit anderen ins Gespräch kommen.

Unsere Bewohner sind mit der Haltestelle sehr zufrieden. – Anke Hülser, Walter-Cordes-Wohnstift

detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop hat mit Anke Hülser vom Walter-Cordes-Wohnstift über das neue Projekt gesprochen.

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