Stadtgespräch | Freibäder am Bodensee gegen sexuelle Belästigung

Klebetattoos sollen bei der Aufklärung helfen

Am Wochenende kommt der Sommer wieder, und auch am Bodensee strömen die Menschen ins Freibad. Damit sie sich dort noch sicherer fühlen, gibt es jetzt die Initiative „Nein! Nicht mit mir!“ Sie soll helfen, mit sexueller Belästigung umzugehen.

In ein paar Wochen ist die Freibad-Saison schon wieder vorbei. Bisher sind die meisten Freibäder noch nicht auf ihre Kosten gekommen, dafür hat es wohl zu viele kühle Tage gegeben. Aber im Endspurt wird es jetzt doch noch mal heiß, und auch am Bodenseekreis bereiten sich die Freibäder auf den Ansturm der badewütigen Massen vor.

Damit die Badegäste sich beim Schwimmen noch sicherer fühlen, hat die Frauen- und Familienbeauftragte Veronika Wäscher-Göggerle eine neue Kampagne ins Leben gerufen. Seit Kurzem hängen in Freibädern Plakate, auf denen steht: „Nein! Nicht mit mir!“ Dazu gibt es Informationsmaterial, das sich vor allem an Kinder und Jugendliche richtet.

„Du darfst dich wehren!“

Für Wäscher-Göggerle ist die sexuelle Belästigung ein Thema, das immer wieder thematisiert werden sollte. Vor allem junge Leute sollen mit der Kampagne lernen, sich zu wehren und auch Zivilcourage zu zeigen, wenn andere belästigt werden. Damit sie die Grenze zwischen Spiel und Belästigung verstehen, sind in der Broschüre verschiedene Situationen beschrieben und illustriert, die sexuelle Belästigung darstellen.

Es geht darum, dass die Kinder und Jugendlichen in der Lage sind, nein zu sagen. – Robert Schwarz, Pressesprecher des Landratsamts Bodenseekreis

Wer etwa in der Umkleidekabine fotografiert wird, sich beobachtet fühlt oder unter Wasser angefasst wird, soll sich gleich an das Schwimmbad-Personal wenden. „Das Schwimmbad-Personal weiß, dass es solche Situationen gibt, und steht auf deiner Seite“, heißt es in der Broschüre. Auch die Kontaktdaten zum Jugendamt und zu anderen Anlaufstellen sind aufgeführt.

Klebetattoos sollen zum Austausch anregen

Ein Gimmick ist dem Infomaterial noch beigelegt: ein abwaschbares Klebetattoo mit dem Wort „No!“, eingerahmt von Engelsflügeln und einer Kralle. Es soll für Gesprächsstoff unter den Badegästen sorgen und so dazu führen, dass Kinder und Jugendliche sich über das Thema austauschen.

Wir sind natürlich nicht so naiv, dass wir meinen, dass so ein Tattoo irgendwelche Lüstlinge abhält. Es ist ein spielerischer Ansatz. – Robert Schwarz

Indem die Grenzen zur Belästigung aufgezeigt werden, soll „Nein! Nicht mit mir!“ auch präventiv wirken. Wie viele Klebetattoos man in Zukunft in den Freibädern sehen kann, bleibt aber abzuwarten.

detektor.fm-Moderator Christian Eichler hat mit Robert Schwarz, dem Pressesprecher des Landratsamts Bodenseekreis, gesprochen.

Die Kampagne soll präventiv wirken, indem man sich vorher darüber Gedanken macht: Wo ist die Grenze? Was darf ich, was soll ich mir gefallen lassen?Robert Schwarz 

Redaktion: Amy Wittenberg

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