Stadtgespräch | Olympiaempfehlung Hamburg

Hamburg soll Olympia 2024 nach Deutschland bringen

Hamburg ist es geworden: Der Deutsche Olympische Sportbund empfiehlt, dass die Hansestadt sich für Olympia 2024 bewirbt. Der Bürgermeister und die Organisatoren sind begeistert und sprechen von einer großen Chance. Doch der Weg zu Olympia ist noch weit. Die nächste große Hürde ist der Bürgerentscheid im September.

Hamburg statt Berlin

Hamburg hat sich gegen Berlin durchgesetzt und nun die Möglichkeit, sich um die Ausrichtung von Olympia 2024 zu bewerben. Allerdings nur, wenn sich die Bewohner Hamburgs in einem Bürgerentscheid im September dafür entscheiden. Eine Forsa Umfrage hat zuletzt gezeigt: 64 Prozent der Hamburger sind für eine Ausrichtung der Olympischen Spiele, in Berlin hatten sich nur 55 Prozent für eine Bewerbung ausgesprochen.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) wollte mit Hamburg die sichere Variante wählen: Zu frisch waren noch die Erinnerungen an die Absage der Münchner von 2013, die sich gegen eine Ausrichtung der Olympischen Winterspiele entschieden haben.

Chance – oder Gigantismus?

Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz hat die Empfehlung als „große Ehre“ bezeichnet und hofft, dass Hamburg durch die Bewerbung – und Zuschlag – weiter vorangebracht wird. Vor allem bisher unerschlossene Hafengebiete sollen zugänglich gemacht werden. Es gibt auch bereits Pläne, das olympische Dorf nach den Spielen als Wohnraum zur Verfügung zu stellen.

Kritiker wie das Aktionsbündnis (N)Olympia Hamburg sind nicht grundsätzlich gegen eine Olympiabewerbung Hamburgs. Der Sprecher des Bündnisses Dirk Seifert kritisiert aber den Gigantismus des DOSB und hätte eine Bewerbung 2028 befürwortet. Aus Sicht von (N)Olympia hätte die Stadt dann mehr Zeit gehabt, einen nachhaltigen und kostengünstigeren Plan aufzustellen. Eine Teilnahme 2024 werde nur zu einer Kostenexplosion und hohen Mieten führen.

Konkurrenz aus Amerika

Doch es gibt nicht nur innenpolitische Widerstände gegen Olympia 2024 in Hamburg. Denn die internationale Konkurrenz ist groß. Neben Rom bewerben sich vermutlich auch Paris, Kapstadt, Doha in Katar und Baku. Als großer Favorit gilt momentan Boston. Selbst mit einem positiven Bürgerentscheid im September wird es Hamburg also schwer haben, sich gegen den Bewerber aus den USA durchzusetzen. Im Sommer 2017 fällt das IOC dann die endgültige Entscheidung. Dann soll klar sein, wer die Olympische Sommerspiele 2024 ausrichten wird.

In unserer Serie „Stadtgespräch“ hat detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler mit Joachim Thiel über die Reaktionen auf die Olympia Empfehlung in Hamburg gesprochen. Er forscht an der HafenCity Universität Hamburg zum Schwerpunkt urbane und regionale Ökonomie.

In der Euphorie, dass man es unbedingt bekommen will, unterschätzt man gerne die Kosten. Teilweise bewusst, weil man sonst den politischen Zuschlag gar nicht bekommen würde – und auch zweitens aus einem „optimism bias“ heraus, aus einer Haltung: ‚Es wird schon gut gehen.‘Joachim Thiel 

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Redaktion: Lisa Hänel