Stadtgespräch | Städtebahn Sachsen stellt Betrieb ein

„Es liegen Fahrplanänderungen vor“

Die Städtebahn Sachsen hat ohne jede Vorankündigung über Nacht den Fahrbetrieb vollständig eingestellt. Pendler müssen nun den Schienenersatzverkehr nutzen, um ins Dresdner Umland zu gelangen. Der Verkehrsverbund Oberelbe sucht nun nach neuen Betreibern für die betroffenen Strecken.

Fahrbetrieb über Nacht eingestellt

Ohne jede Vorankündigung hat die Städtebahn Sachsen (SBS) ihren Betrieb letzten Donnerstag vollständig eingestellt. Lediglich eine entsprechende Pressemitteilung hat die SBS in der Nacht zuvor veröffentlicht. Am Morgen danach warten Fahrgäste vergeblich auf die Bahnen in Richtung Kamenz, Pirna oder Altenberg.

Ungefähr Zehntausend Pendler sind davon betroffen und seitdem auf den Schienenersatzverkehr angewiesen, um ins Dresdner Umland zu gelangen. Als sich Betroffene telefonisch über eventuelle Einschränkungen bei der SBS informieren wollen, werden sie zum Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) weitergeleitet. In dessen Auftrag hat die Sächsische Städtebahn seit 2010 die Strecken befahren.

Nun sucht der VVO nach neuen Betreibern für die Personenbeförderung von und nach Dresden. Denn den Verkehrsvertrag mit der Städtebahn hat der VVO mittlerweile per Sonderkündigungsrecht aufgelöst.

Wir hoffen jetzt, dass innerhalb von Wochen wieder Züge fahren. Schneller wird es vermutlich nicht funktionieren. Bis dahin haben wir wahrscheinlich einen neuen Betreiber, der dann wieder reguläre Fahrten für die Fahrgäste anbietet. – Christian Schlemper, Pressesprecher des VVO

Städtebahn Sachsen meldet Insolvenz an

Die Sächsische Städtebahn hat nun einen Insolvenzantrag gestellt. Ihr wurde nicht nur der Verkehrsvertrag mit dem VVO gekündigt, sondern auch der Leasingvertrag ihrer Züge. Das Bahnunternehmen Alpha Trains, der Eigentümer der von der SBS eingesetzten Triebwagen, fordert deshalb das Abstellen der Züge. Als Grund nennt Alpha Trains starke Beschädigungen an den Fahrzeugen und entsprechend hohe Reparaturkosten.

Laut Sächsischer Städtebahn sind die Schäden durch Zusammenstöße mit umgestürzten Bäumen entstanden. Sie macht deswegen die DB Netz AG für die Betriebseinstellung verantwortlich. Die Deutsche Bahn sei der Streckenpflege nicht nachgekommen und habe die Trassen beispielsweise nicht von Vegetation freigehalten.

Über die Betriebseinstellung bei der Sächsischen Städtebahn hat detektor.fm-Moderator Max Koterba mit Christian Schlemper gesprochen. Er ist Pressesprecher des Verkehrsverbundes Oberelbe.

Wir waren am Donnerstagmorgen genauso sprachlos und überrascht wie die Fahrgäste. Vor allem auch vor dem Hintergrund, dass die Telefone der Städtebahn einfach auf uns umgeleitet worden sind.Christian Schlemper 

Redaktion: Oliver Haupt