Stadtgespräch | Verzögerung beim Wiederaufbau der Garnisonkirche

Statt Spendern zahlt der Bund

Die Potsdamer Garnisonkirche befindet sich seit 2017 im Wiederaufbau. Der ist jedoch wegen ihrer Rolle als preußische Militärkirche und als Anziehungsort für Rechte stark umstritten. Nun fehlt es dem Projekt an Spendengeldern und der Bund soll weitere Millionen zahlen.

Die Potsdamer Garnisonkirche

Von 1730 bis 1732 ist die Garnisonkirche in Potsdam auf Anordnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. erbaut worden. Sie hat zu dieser Zeit in Potsdam eine dominierende Rolle eingenommen und war als höchstes Gebäude der Stadt von überall aus zu sehen.

Im Zweiten Weltkrieg brannte das Innere des Kirchenschiffs und des Turms aus. Schließlich wurde die Kirche 1968 gesprengt. Seitdem wird in Potsdam über den Wiederaufbau des Gebäudes diskutiert. Schließlich hatte das Bauwerk eine bedeutende Rolle als preußische Militärkirche – und im Nationalsozialismus.

Kritiker befürchten nun, dass die wiedererbaute Kirche eine große Anziehungskraft auf extreme Rechte haben und zum Wallfahrtsort werden könnte.

Es ist tatsächlich so, dass die Garnisonkirche heute wieder eine erhebliche Anziehungskraft auf rechte Kreise hat. – Matthias Grünzig, freier Journalist und Autor

Am Ende zahlt der Bund

Trotz all der Kritiken haben im Jahr 2017 die Bauarbeiten an dem Kirchturm begonnen. Das Projekt sollte ursprünglich ausschließlich durch Spendengelder finanziert werden. Bereits zu Beginn hat der Bund etwa 12 Millionen Euro versprochen. Nun soll er aufgrund von Geldmangel weitere sechs Millionen Euro bezahlen. Die Gesamtkosten werden mittlerweile auf etwa 40 Millionen Euro geschätzt und die Wiedereröffnung wurde ein weiteres Mal verschoben: diesmal auf 2022.

Wie der aktuelle Stand des Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche ist, hat detektor.fm-Moderatorin Yvi Strüwing mit Matthias Grünzig besprochen. Er ist freier Journalist und Autor des Buches „Für Deutschtum und Vaterland. Die Potsdamer Garnisonkirche im 20. Jahrhundert“.

Die Garnisonkirche mit diesem Turm hat optisch angezeigt, wer damals das Sagen hatte. Außerdem hat sie die Stadt akustisch dominiert. Nun ist die Frage, ob sie die Stadt erneut dominieren soll.Matthias Grünzig 

Redaktion: Alina Metz