Evangelischer Kirchentag startet

Ein politischer Kirchentag?

Am Christi-Himmelfahrt-Wochenende findet der Kirchentag in Berlin und Wittenberg statt. Im Lutherjahr dominieren vor allem politische Auftritte das Programm: Obama, Merkel, AfD. Wie viel Politik steckt in der Evangelischen Kirche? Und wie gut passen Politik und Religion zusammen?

Kirchentag: Politisches Staraufgebot

Am kommenden Wochenende findet in Berlin und Wittenberg der 36. Evangelische Kirchentag statt. Besonderer Stargast der Großveranstaltung ist niemand geringeres als Barack Obama. Der ehemalige US-Präsident wird neben Angela Merkel vor dem Brandenburger Tor reden.

Zum 500. Geburtstag der Reformation ist der Kirchentag zur Superlative geworden. So wird es mit etwa 2.500 Veranstaltungen in elf Städten nicht nur der größte, sondern bis dato auch der teuerste Evangelische Kirchentag Deutschlands sein. Allerdings sorgen nicht nur die hohen Kosten für Kritik, sondern auch die politischen Auftritte beim Kirchentag.

Zum einen geht der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden die geplante Predigt von Verteidigungsministerin Von der Leyen gegen den Strich. Zum anderen ist der erlaubte Diskussionskreis der AfD umstritten. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland verteidigte die Teilnahme der AfD am Kirchentag:

Es nützt ja nichts, wenn man durch Gesprächsverbote Menschen in die Arme von denen drängt, die sich abschließen. – Heinrich Bedford-Strohm im Gespräch mit dem SWR

Wie geht es der Kirche?

Doch abseits der medialen Aufregung stellt sich die Frage, ob die Evangelische Kirche noch ein politisches oder gar gesellschaftliches Potenzial hat. Denn obwohl die Skandale der letzten Jahre vor allem die katholische Kirche trafen, verzeichnet die protestantische Konfession wesentlich mehr Kirchenaustritte.

Dennoch sind die Austritte zuletzt zurückgegangen, Taufen und Kircheneintritte steigen sogar an. Scheinbar suchen doch immer mehr Menschen wieder Halt und Sinn im Glauben.

Tradition im Jahr der Reformation

Im Jahr der Reformation ist der Evangelische Kirchentag jedenfalls traditionell politisch.

Der Kirchentag ist eines der besten politischen Diskussionsforen, weil es so viele Themen und Podien und Leute zusammenbringt. Weswegen ich wirklich immer hinfahre, ist, weil es da eine sehr gute Debattenkultur gibt. – Ursula Ott, Chefredakteurin von chrismon

Vielfalt ist laut Ursula Ott also der zentrale Reiz der Großveranstaltung. Die Buchautorin und Chefredakteurin des evangelischen Magazins chrismon spricht im Interview mit detektor.fm-Moderator Christian Eichler über politische Kirche, kirchliche Musik und das Potenzial der Evangelischen Gemeinschaft.

Eigentlich ist das schonmal gar kein Widerspruch: politisch und christlich. Die evangelische Kirche hat eine lange Tradition des Einmischens in die Politik.Ursula Ott 

Redaktion: Charlotte Muijs

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