Todesstrafe: “Die Rache des Staates”

Amnesty International veröffentlicht jährlich einen Bericht über die Todesstrafe. Der neueste Report zeigt: immer weniger Länder wenden sie an. Wir haben über die kulturellen Hintergründe der Todesstrafe gesprochen.

Heutzutage ist die Todesstrafe in den meisten Industriestaaten abgeschafft. Aber vor nicht allzu langer Zeit war das anders. Da versammelten sich Menschen auf dem Marktplatz, um bei einer Hinrichtung dabei zu sein. Ein öffentliches Spektakel, das half, die Mitglieder einer Gemeinschaft miteinander zu verbinden und gleichzeitig vor Gesetzesbruch abzuschrecken.

Man könnte es als eine Art Rache beschreiben. Die Todesstrafe ist die exemplarische Strafe, die der Staat anwenden soll, damit wir uns nicht gegenseitig die Köpfe einschlagen. (Jürgen Martschukat)

Wie der aktuelle Bericht über Todesstrafen von Amnesty International zeigt, werden auch heute noch überall auf der Welt Menschen hingerichtet, die gegen die Gesetze ihres Landes verstoßen haben. Amnesty geht davon aus, dass 2012  in China Tausende Menschen so ihr Leben verloren haben. Hunderte in Irak und Iran – und auch in den USA waren es 43.

Jürgen Martschukat 

Die Bundesrepublik Deutschland hat die Todesstrafe zwar bereits 1949 abgeschafft, doch in der DDR wurden bis 1987 Menschen hingerichtet. Und bis heute können sich nach einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung 19% der Deutschen vorstellen, die Todesstrafe wieder einzuführen.

Was die Todesstrafe für eine Gesellschaft bedeutet und was die Art und Weise, wie die Menschen hingerichtet werden, über die jeweilige Kultur aussagt, darüber haben wir mit Jürgen Martschukat gesprochen. Er ist Professor für Nordamerikanische Geschichte an der Universität Erfurt und hat zur Todesstrafe geforscht.