Topf voll Gold | Body Shaming in der Boulevard-Presse

„Traurig, was da auf den Titelseiten passiert“

Body Shaming gehört in der Klatschpresse zum Tagesgeschäft. Ob „Bodyfrust“ oder „Kilokrise“: Weshalb liest man solche Titel beinah täglich?

Body Shaming als Allzweckwaffe

Body Shaming scheint in der Welt der Regenbogenpresse immer wieder ein beliebtes Thema zu sein. Regelmäßig maßen sich verschiedene Klatschblätter an zu entscheiden, wer „zu dick“ und wer „zu dünn“ ist. In den Regenbogen-Geschichten leiden prominente Frauen dann angeblich darunter, dass an ihrem Körper etwas nicht perfekt zu sein scheint. Zumindest stellen es Zeitschriften wie die InTouch so dar.

Wenn man sich das InTouch-Archiv anguckt, dann findet das deutlich öfter statt. […] Mal sind weibliche Prominente aus Sicht der InTouch zu dick, mal sind sie zu dünn, mal gibt’s zu viel Cellulite, mal sind nur noch Knochen zu sehen und so weiter. Das ist schon relativ frustrierend und traurig, was da teilweise passiert auf den Titelseiten. – Moritz Tschermak, Topf voll Gold

Keine moralischen Grenzen

Die InTouch stellt in der aktuellen Ausgabe insgesamt sieben Frauen unter dem Titel „Sie hungern sich hässlich“ an den Pranger. Dabei macht die Redaktion auch keinen Halt vor minderjährigen oder möglicherweise kranken Frauen.

Wenn man sich die Fälle mal genauer anschaut, ist das eine relativ erschreckende Auswahl. […] Da ist ein Fall dabei, bei dem zumindest immer mal wieder Gerüchte zu lesen sind, dass da auch Magersucht vielleicht eine Rolle spielt […]. Über diese Frau zu schreiben, dass sie hängende Brüste hat, weil sie sich so ‚heruntergemagert‘ hat und jetzt „zwei Körbchengrößen verloren“ hat, das ist wirklich das übelste Nachtreten. […] Es wird auf jeden Fall immer wieder gezeigt, so wie du bist, das ist nicht in Ordnung.Moritz Tschermak 

Die dargestellten Frauen werden den Artikel aller Wahrscheinlichkeit nach nicht lesen. Doch auch der überwiegend weiblichen Leserschaft wird so immer wieder vor Augen geführt, was an ihrem eigenen Körper vermeintlich „falsch“ sein könnte, kritisiert auch Moritz Tschermak.

Über die teilweise unmoralische Darstellung prominenter Frauen in der Regenbogenpresse spricht Moritz Tschermak vom Topf voll Gold mit detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber.


Die Regenbogenpresse ist heiß, aber nur heimlich begehrt. Alltagssituationen, aufgeblasen zu dramatischen Seifenopern der Regenbogen-Realität. Für den Blog Topf voll Gold wühlt sich Moritz Tschermak Woche für Woche durch die deutsche Regenbogenpresse. Ein Journalist auf der vergeblichen Suche nach Seriosität. Den Topf voll Gold kann man auch bei Übermedien finden.

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Redaktion