Topf voll Gold | Regenbogenpresse mit fragwürdigen Ferndiagnosen

Die Leiden der jungen Charlène

Charlène ist Fürstin von Monaco – und ihr Privatleben eines der Lieblingsthemen der Boulevardpresse. In einer umfangreichen Ferndiagnose versuchen die Klatschblätter, der Psyche der Fürstin auf den Grund zu gehen. Auch vor dem Seelenleben ihrer einjährigen Tochter machen sie nicht Halt.

Fürstin Charlène: Dauerthema bei Illustrierten

Charlène von Monaco scheint alles mitzubringen, was die Regenbogenpresse liebt. Sie ist jung, ist Teil einer adeligen Familie, dabei aber bürgerlicher Herkunft. Vor fünf Jahren wurde die südafrikanische Profi-Schwimmerin Gemahlin von Albert II. von Monaco – und damit Fürstin.

Seit sie zum ersten Mal an der Seite von Albert II. gesichtet wurde, prangt ihr Gesicht, ihr Outfit, ihr Gesichtsausdruck regelmäßig in den Klatschblättchen, von „Adel heute“, „Freizeit mit Herz“ bis eben hin zur „die aktuelle“. Und so sehr die Regenbogenpresse den Glamour liebt und zelebriert, so sehr giert sie Geschichten hinter den großen Auftritten und dem (fast) perfekten Äußeren. Die Hobbypsychologen und Teilzeitmediziner in den Redaktionen entdecken da bisweilen ungeahnte Talente an sich.

#PrincessCharlene couldn’t have been happier to have son #PrinceJaques on hand to help her for an important event! pic.twitter.com/4n01t8Em7S

— Woman’s Day magazine (@WomansDayAus) 12. September 2016

Seelenkunde aus dem Kiosk

Beispiel: „Die aktuelle“. Das Blatt hat allein diesem Jahr aufgedeckt, dass Charlénes Ehe mit Albert kriselt, dass sie Depressionen hat und sogar medikamentenabhängig ist. Für „Die aktuelle“ ist längst ausgemacht: Die „Psycho-Krankheit“ der Fürstin ist ein „offenes Geheimnis“ – und nach einem neuen Coup der Illustrierten zeigt sich das zerrüttete Seelenleben, genetisch bedingt, sogar in Töchterchen Gabriella. Gabriella ist übrigens keine zwei Jahre alt.

Was ist nun von diesen Boulevard-Ferndiagnosen zu halten. Überraschenderweise nicht viel. Moritz Tschermak von Topf voll Gold spricht mit detektor.fm-Moderatorin Maja Fiedler über die sehr eigenwillige Recherchearbeit der Regenbogenpresse.

Das ist doppelt grässlich: Erst einmal über die Psycho-Krankheit einer erwachsenen Frau zu spekulieren (…), aber das man dann über eine Einjährige spekuliert. Das treibt das Ganze auf die Spitze.Moritz Tschermak 

Topf voll Gold zum Hören: Jeden Freitag bei detektor.fm und hier als Podcast.

Die Regenbogenpresse in Deutschland ist heiß, aber nur heimlich begehrt. Alltagssituationen, aufgeblasen zu dramatischen Seifenopern der Regenbogen-Realität. Für ihren Blog Topf voll Gold wühlen sich Mats und Moritz Woche für Woche durch die deutsche Regenbogenpresse. Zwei Journalisten auf der vergeblichen Suche nach Seriosität.