Topf voll Gold | Wurde Gerhard Schröder betrogen oder nicht?

Was bedeutet Betrug eigentlich?

Ein Übersetzungsfehler reicht der Regenbogenpresse, um Gerhard Schröder und seiner Frau Soyeon Schröder-Kim eine Ehekrise anzudichten und gleich die gesamte Hochzeit anzuzweifeln.

Gerhard Schröder: Betrug ist nicht immer Betrug

Die Regenbogenpresse liebt Doppeldeutigkeiten und baut regelmäßig darauf, um schockierende Schlagzeilen zu schreiben. Neustes Beispiel: Die Aktuelle. Sie berichtet, dass Gerhard Schröders neue Ehefrau ihn betrogen hat. Daran lässt die Titelseite auf den ersten Blick keinen Zweifel. Da heißt es nämlich sehr plakativ: „Sie hat ihn betrogen!“

Ist die fünfte Ehe des ehemaligen Bundeskanzlers wirklich schon am Ende? Unwahrscheinlich, denn in dem Fall ist Betrug nicht dasselbe wie Betrug.

Soyeon Schröder-Kim, Schröders fünfte Ehefrau, ist beruflich Dolmetscherin. Bei einer Pressekonferenz in Seoul diesen Januar hat das Paar seine Verlobung bekanntgegeben. Dabei hat die neue Gattin des Altkanzlers dessen Aussagen, anscheinend sehr frei übersetzt. So hat sie sich offenbar falsch über die letzte Ehe ihres Mannes geäußert. Ob das allerdings Absicht gewesen ist, ist auch nicht klar.

Die Aktuelle schreibt: „Wenn das ohne das Wissen von Gerhard Schröder auf dieser Pressekonferenz stattgefunden haben soll, dann hat sie auch ihn betrogen.“ Das ist eher so eine Fragezeichen-Aussage, würde ich sagen. – Moritz Tschermak, Topf voll Gold

Rechtlich problematisch?

Viele Fragen sind offen nach diesem Vorfall, doch für die Aktuelle ist trotzdem klar: Es ist Betrug. Wenn auch nicht in dem Sinne, dass Soyeon Schröder-Kim ihrem Gatten fremdgegangen ist, obwohl die Titelseite etwas anderes suggeriert. Unsicher ist auch, ob das strafrechtlich relevant ist. Moritz Tschermak sieht aber auch andere Probleme in der Berichterstattung.

Problematischer fand ich tatsächlich, dass eben auf der Titelseite das Ganze als Fakt dargestellt wird. „Sie hat ihn betrogen“. Und im Heft-Inneren das eher so als „wenn … dann“ konstruiert ist. – Moritz Tschermak

Über die Wortakrobatik der Regenbogenpresse hat sich detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Moritz Tschermak von Topf voll Gold unterhalten.

Und klar, diese Doppeldeutung oder diese mögliche andere Auslegung des Wortes „betrogen“, das wird dann schon ganz gerne gemacht.Moritz Tschermak 
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Die Regenbogenpresse ist heiß, aber nur heimlich begehrt. Alltagssituationen, aufgeblasen zu dramatischen Seifenopern der Regenbogen-Realität. Für den Blog Topf voll Gold wühlt sich Moritz Tschermak Woche für Woche durch die deutsche Regenbogenpresse. Ein Journalist auf der vergeblichen Suche nach Seriosität. Den Topf voll Gold kann man auch bei Übermedien finden.

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