UEFA erlaubt Torlinientechnik bei EM und in der Champions League

„Hawk-Eye“ wird Standard in europäischem Fußball

Die UEFA gibt ihre Abneigung gegenüber der Torlinientechnik auf: Das „Hawk Eye“ wird nun bei der EM in Frankreich heikle Spielsituationen fokussieren. Eine Entlastung für Schiedsrichter in einem immer schneller werdenden Spiel, aber auch ein Grauen für so manchen Fußballromantiker. Haben wir es hier mit einem Umbruch zu tun?

Ist das Runde im Eckigen? Bei irritierenden, undurchsichtigen Situationen bekommt die Torlinientechnik ihre Daseinsberechtigung. So konnte das System gleich zu seiner Reifeprüfung bei der WM in Brasilien beweisen, dass eine klare Spielsituation wichtiger ist als Fußballromantik, die das Spiel technikfrei halten will. Seitdem konnte sich auch nach anfänglichem Widerstand die technischen Hilfsmittel in der deutschen und italienischen Bundesliga durchsetzen.

Das Ende der Fehler?

Anders als der Weltverband FIFA hat der europäische Dachverband für Fußball, die UEFA, bisher nicht viel dazu beigetragen, Torlinientechnologien im eigenen Einflussbereich durchzusetzen. Doch nun verkündet die UEFA selbst die Anwendung des Hawk-Eyes für die diesjährige Fußball-EM in Frankreich. Liegt das vielleicht an dem bevorstehenden Wechsel in der Chefetage?

Laut Pierluigi Collina, dem Chef der Schiedsrichter-Kommission, wurde die Technologie schon lange beobachtet und untersucht. Nach überwiegend positiven Ergebnissen wolle der Verband die Vorzüge der Torlinientechnologie nun auch bei der EM 2016 und der Champions League nutzen.

Die Technik gewinnt damit weiteren Stellenwert in der Welt des kommerziellen Fußballs. Umstritten bleibt, wie sehr die neuen Standards den Sport letztlich „entzaubern„, ob sich ihre hohe Kosten rechtfertigen lassen und bei welchen Spielsituationen und Schiedsrichterentscheidungen sie letztlich zum Einsatz kommen sollen.

Man passt sich da der FIFA an. Und ich finde es immer ganz gut, (…) die technischen Hilfsmittel im Fußball weltweit einzuhalten und einen gleichen Standard zu haben. – Manni Breuckmann, Sportreporter-Legende

Wie viel Technik verträgt Fußball?

Neben Ballortung und Kameras will der DFB nun durch die Einführung von Videobeweisen erneut Maßstäbe im Fußball setzen. Nach niederländischem Vorbild würde so ein weiterer Schiedsrichter in einem Raum Spielszenen in Ruhe analysieren können und so im Zweifelsfall bei der Entscheidung helfen.

Fußball und Technik funktionieren, sagen Befürworter von Torlinientechnologien mit Blick auf die Erfahrungen der FIFA, des DFB und besonders der Engländer. Doch auch wenn die UEFA nun nachzieht, tut sie dies nur unter Vorbehalt. Die alternativ eingesetzten Torrichter bleiben auch bei der Europameisterschaft in Frankreich erst einmal bestehen: Mensch und Maschine teilen sich das letzte Wort.

Wie die Erweiterung der Torlinientechnik den Profi-Fußball beeinflusst und warum er durch die Technik trotzdem seine Fehler behalten wird, darüber detektor.fm Moderatorin Constanze Müller mit Sportreporter-Legende Manni Breuckmann gesprochen.

Ich finde, die Technik kann nicht alles auflösen. Wir kriegen die Perfektion nicht so ganz hin.Manni Breuckmann 

Redaktion: Johanna Siegemund