Urlaubs-Lektüre | „Leitfaden für faule Eltern“ von Tom Hodgkinson

Ein ungewöhnlicher Erziehungsratgeber

Welches Buch darf im Urlaub nicht fehlen? Heute empfiehlt Moderatorin Karoline Döhne den „Leitfaden für faule Eltern“ von Tom Hodgkinson. Ein Erziehungsratgeber der etwas anderen Art.

Müßiggang als Rezept für alles, auch Erziehung

Berühmt geworden ist Hodgkinson mit den Werken „Anleitung zum Müßiggang“ und „Die Kunst, frei zu sein“. Müßiggang sieht er offenbar auch in der Kindererziehung als den richtigen Weg. Wobei das Wort „faul“ im Titel nicht zwangsläufig meint, untätig zu sein. Sich mal zurücknehmen als Eltern und sich nicht in alle Belange des Kindes einmischen. Eher mal auf die eigene Einstellung zum Kind konzentrieren, anstatt irgendwelche Regeln anzuwenden. Das ist in etwa Hodgkinsons Rezept für glückliche Eltern und Kinder.

„Zurück zur Natur!“

Mit Locke und Rousseau orientiert sich Hodgkinson an großen Namen, die in der Aufklärung wegweisend für die Erziehung gewesen sind. Locke schreibt in seinen „Gedanken über Erziehung“ lediglich über die Erziehung eines jungen Edelmannes. Und Rousseau verhandelt erst im letzten der fünf Bücher zu „Émile oder Über die Erziehung“ die Ausbildung eines Mädchens, und die hat ganz andere Schwerpunkte als die des Zöglings Émile. Hodgkinson überträgt dieses stark gegenderte pädagogische Konzept in die Gegenwart. Für ihn scheinen Rousseaus Maximen auch nach über 250 Jahren nichts an Gültigkeit eingebüßt zu haben.

Hodgkinson rät: Einfach mal machen lassen

Der „König des Müßiggangs“ verlangt vom Leser allerdings auch Humor. Die Empfehlung, Kinder drei Stunden am Tag durch einen Hauslehrer unterrichten zu lassen oder das Preisen des Mittelalters als ideale Zeit für Kinder, können nur als ironisch oder völlig weltfremd verstanden werden.

Die Idee hinter Hodgkinsons Vorschlägen ist allerdings nicht, das Kind verwahrlosen zu lassen, sondern die Eltern daran zu erinnern, dass sie sich den pädagogischen Trends auch einfach mal entziehen können. Ein Vermerk, dass Eltern nicht immer perfekt sein müssen und dass das Kind auch mal davon profitieren kann, wenn die Eltern Vertrauen in seine Selbstständigkeit und Kooperationsbereitschaft haben. Den Kindern mehr Freiheit geben, ihre Spielorte selbst zu entdecken, anstatt einen vollgestopften Plan von Aktivitäten „abzuarbeiten“, dafür spricht sich Hodgkinson aus.

Kinder, denen zu viel aus der Hand genommen wird, kommen irgendwann nicht mehr alleine zurecht. – Tom Hodgkinson in „Leitfaden für faule Eltern“

Warum Tom Hodgkinsons „Leitfaden für faule Eltern“ ihr Buchtipp ist, hat Karolin Döhne detektor.fm erzählt.

Redaktion: Emely Eulig