Wanderungssaldo ausgeglichen: Gleiche Zu- und Abwanderung zwischen Ost und West

Menschen kommen, Menschen gehen

Das statistische Bundesamt verkündet: der „Wanderungssaldo“ zwischen Ost- und Westdeutschland ist endlich ausgeglichen. Demnach wandern genauso viele Leute in den Osten ein, wie aus. Ein Grund zum Jubeln?

Ein erster Schritt

Im Jahr 2010 sprechen Experten noch von einer anhaltenden Abwanderung der Bevölkerung vom Osten in den Westen. Vor allem junge Leute zieht es wegen der besseren Berufschancen und höheren Löhnen in die alten Bundesländer.

Heute, fast 26 Jahre nach der Wende, sollte eine Angleichung der Löhne stattgefunden haben. Theoretisch ist das auch passiert, allerdings gibt es noch nachweisbare Unterschiede.

Dennoch zeigt nun ein Bericht des statistischen Bundesamtes, dass die Abwanderung aus dem Osten nachgelassen hat und im Jahr 2014 fast auf dem gleichen Stand wie in Westdeutschland liegt. Das sogenannte Wanderungssaldo in Ost und West ist endlich wieder ausgeglichen.

Das ist immerhin ein Baustein, der jetzt nicht mehr so in den Vordergund der Diskussion rückt. Die Abwanderung hat uns schon ein bisschen Sorgen gemacht. In der Öffentlichkeit wurde das immer als ein Verlust an Wissen, jungen Leuten und Wirtschaftskraft gesehen. – Klaus Friedrich, Professor für Sozialgeographie in Halle

Ohne Berlin

Aus dem Bericht des statistischen Bundesamtes wird allerdings Berlin ausgeklammert, auch wenn diese Stadt einen erwartbar hohen Zu- und Wegzug hat.

Wir hatten Berlin Ost und Berlin West. Ich glaube ab 2000 wurde statistisch da keine Unterscheidung mehr gemacht, sondern nur noch Berlin an sich betrachtet.  -Elle Krack-Roberg, Mitarbeiterin beim statistsichen Bundesamt

Die Folge aber: es ist es nicht leicht, zu entscheiden, ob Berlin nun zum Osten oder Westen gehört. Berlin erhält dadurch eine Sonderstellung bei statistischen Erhebungen zum Wanderungssaldo.

Was hat sich im Osten geändert?

Unter den 93.700 Menschen, die im Jahr 2014 in den Osten zogen, befinden sich auch ehemalige Auswanderer. Millionen Menschen haben seit der Wende Ostdeutschland verlassen, um Arbeit im Westen zu suchen. Manche von ihnen kehren wieder in ihre Heimat zurück. Allerdings finden auch junge Leute den Osten wieder attraktiver.

Ostdeutschland hat sicherlich einen guten Image-Gewinn gemacht. […] Junge Menschen gehen ganz gern in den Osten, weil sie sehen, dass es dort ökonomische Möglichkeiten gibt, aber auch zum Studieren .- Klaus Friedrich
Auch wenn der Bericht des statistsichen Bundesamtes ein positives Zeichen setzt, gibt es an einigen Stellen noch gravierende Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Über die Bedeutung des Wanderungssaldos hat detektor.fm-Moderator Thibaud Schremser mit dem Sozialgeographen Klaus Friedrich gesprochen.
Die jungen Leute sind ja bis vor wenigen Jahren deswegen abgewandert, weil sich so eine Abwanderungskultur bei uns gebildet hat. Es wurde nicht nur als schick, sondern als notwendig angesehen.Klaus Friedrich 
Redaktion: Carina Fron und Laura Zachmann

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