Weltfrauentag: Bundesweiter Frauenstreik

„Wenn Frau will, steht alles still“

Heute ist Internationaler Frauenkampftag und in 19 deutschen Städten streiken Frauen für Gleichberechtigung. Und das, obwohl der politische Streik in Deutschland nicht legal ist. Das Netzwerk „Frauen*Streik“ hat trotzdem zu verschiedenen kreativen Streikformen aufgerufen. Was sind ihre Forderungen?

Frauenstreik weltweit

Der Frauenstreik ist keine neue Erfindung. Der erste größere Frauenstreik hat 1975 in Island stattgefunden. Dort haben 90 Prozent der Frauen auf der Insel ihre Arbeit niedergelegt. Sie wollten zeigen, was passiert, wenn alle Frauen nicht das tun, was sie sonst jeden Tag tun. Und weil eine Gesellschaft ohne arbeitenden Frauen schwer denkbar ist, haben die isländischen Frauen auch bessere Arbeitsbedingungen und gerechte Bezahlung gefordert.

Seitdem haben auf der ganzen Welt Frauen für ihre Rechte gestreikt. In Spanien zum Beispiel sind letztes Jahr am 8. März fünf Millionen Menschen streikend auf die Straße gegangen. Sie haben sowohl das Ende der Gewalt gegen Frauen und sexueller Diskriminierung als auch gleiche Bezahlung von Arbeit gefordert. Ein weiterer Punkt war die Anerkennung von Care-Arbeit. Gemeint ist die (oft unbezahlte) Sorgearbeit, die meist von Frauen geleistet wird. Also zum Beispiel die Pflege von Eltern oder Kindern. Diese Forderungen stimmen auch mit den Forderungen des deutschen Frauenstreiks in diesem Jahr überein. Das Netzwerk „Frauen*streik“ hat Frauen und queere Menschen heute zum Frauenstreik aufgerufen.

Der Frauenstreik richtet sich nicht nur an die Politik, nicht nur an den Arbeitgeber, sondern auch an alle Männer und die gesamte Gesellschaft. – Kerstin Wolter, Netzwerk Frauen*streik

Rechtlich kompliziert

Der Frauenstreik ist ein politischer Streik. Denn es geht nicht um Tarifverhandlungen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, sondern um breite, politische Forderungen. Und arbeitsrechtlich gesehen muss eine Gewerkschaft zum Streik aufrufen, damit ein Streik auch legal ist. Inwiefern der politische Streik aber gegen die Verfassung verstößt, ist umstritten. Deswegen hat das Netzwerk trotz der komplizierten rechtlichen Situation zum Streik aufgerufen. Und für diejenigen, die sich mit den Inhalten solidarisieren, aber nicht ihre Arbeit niederlegen wollen oder können, gibt es viele Alternativen:

Es gibt die Möglichkeit einer kämpferischen Mittagspause, bei der man die Mittagspause nutzt, um eine gemeinsame Aktion zu machen. Oder es gibt den sogenannten Bummelstreik, bei dem man sagt: Heute arbeite ich nur so lange und so langsam, wie ich es brauche. – Kerstin Wolter

Über den Frauenstreik hat detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber mit Kerstin Wolter gesprochen. Sie ist eine der Initiatorinnen des bundesweiten Netzwerks „Frauen*streik“.

Es gibt Frauenstreiks z. B. in den USA, Brasilien, Argentinien, Israel, die im letzten Jahr stattgefunden haben. Ich glaube, die Nicht-Anerkennung von Arbeit wird einfach nicht mehr hingenommen.Kerstin Wolter 

Redaktion: Frida Neander Rømo