Reform der doppelten Staatsbürgerschaft

Wer zwei Pässe erhält und wer nicht

Lange wurde in der Koalition gestritten, Anfang April hat das Kabinett die doppelte Staatsbürgerschaft reformiert, dabei jedoch viele Einwanderer nicht berücksichtigt. Ein Gespräch über die neue Regelung.

„Wem gehört das Land? Das ist auch eine philosophische Frage. […] Sich zu wehren gegen die Realitäten der Migration, die Jahrtausende alt sind, das scheint mir so konstruiert und das weckt so viele Konflikte.“Jagoda Marinic 

Zwei Pässe auf Zeit

Anfang April wurde der Gesetzentwurf für die doppelte Staatsangehörigkeit vom Kabinett verabschiedet. Vorher hatten junge Menschen zwei Pässe auf Zeit und mussten sich bis zum 23. Geburtstag für einen entscheiden.

Optionspflicht fällt weg

Diese Optionspflicht soll nun wegfallen. Zumindest für alle, die bis 21 mindestens acht Jahre in Deutschland gelebt oder sechs Jahre zur Schule gegangen sind. Das ist für die einen ein Schritt in die richtige Richtung, für die anderen kein Erfolg. Denn ein großer Teil der Migranten wird nicht berücksichtigt. Die neue Regelung gilt nur für Kinder aus Nicht-EU-Staaten, die nach 1990 geboren sind. Ihre älteren Geschwister und Eltern erhalten weiterhin keine doppelte Staatsbürgerschaft.

Offener Brief an Sigmar Gabriel

Über die doppelte Staatsbürgerschaft haben wir mit Jagoda Marinic gesprochen. Sie ist Schriftstellerin und hat die neue Regelung Anfang April in einem offenen Brief an Sigmar Gabriel kritisiert. Als Tochter kroatischer Einwanderer wurde sie in der Nähe von Stuttgart geboren. Seit 2012 leitet sie das interkulturelle Zentrum der Stadt Heidelberg.