„Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen“ – Zana Ramadani im Interview

Ist die Gefahr wirklich verschleiert?

Provokation kann sie. Sie hat die Frauenrechtsbewegung „Femen“ in Deutschland mit begründet. Sie ist CDU-Mitglied. Und nun liegt ihr neues Buch vor: „Die verschleierte Gefahr. Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen“. Ein Gespräch mit einer muslimisch geprägten, umstrittenen Feministin: Zana Ramadani im Interview.

Zana Ramadani ist 1984 in Mazedonien geboren, ab dem Alter von sieben Jahren im Siegerland aufgewachsen. Ein Glück, schreibt sie. Sie habe sich in der Provinz an die westlichen Gepflogenheiten gewöhnen und die deutsche Sprache schnell erlernen können.

Dennoch erinnert insbesondere ihre Mutter sie immer und immer wieder an ihre muslimische Herkunft. Das Mädchen solle sich von Männern fernhalten. Die Familienehre hinge von ihrer Jungfräulichkeit und ihrer Sittsamkeit ab. Knapp volljährig verlässt Zana Ramadani ihr Elternhaus.

Die gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte studiert Rechtswissenschaft, Politikwissenschaft und Soziologie. Seit 2009 ist Zana Ramadani deutsche Staatsbürgerin, tritt ein Jahr später der CDU bei.

Zana Ramadani: politisch, feministisch, islamkritisch

Frauenrechte liegen ihr am Herzen: 2012 unterstützt sie den Aufbau eines deutschen Ablegers der ukrainischen Frauenrechtsbewegung „Femen“. Um auf die Diskriminierung von Frauen aufmerksam zu machen, stürmt Zana Ramadani im Mai 2013 mit nackter Brust die Bühne des Finales von „Germany’s Next Topmodel“. Im Januar 2015 verlässt sie Femen, weil sie die Gruppe als zu chaotisch und orientierungslos empfindet.

Dennoch versteht Zana Ramadani sich weiter als Feministin: und den Islam als besonders frauenverachtend. Darüber dürfe man nicht schweigen.

Der Islam wird problematisch, wenn ein uralter Koran wörtlich genommen wird, wenn man im 21. Jahrhundert nach nicht mehr zeitgemäßen Suren lebt. – Zana Ramadani

Zudem gehe von der Religion erhebliche Gefahr aus, sagt die Wahl-Berlinerin: Die Zahl der Terrorangriffe von Islamisten müsse auch Muslime entsetzen. Die wenigsten würden dies jedoch offen aussprechen. Vielmehr hieße es dann, dass habe mit dem Islam nichts zu tun, prangert die 33-Jährige an. Das sieht sie anders.

Wenn eine solche Liste immer noch nicht ausreicht, um für Entsetzen zu sorgen, so müsste Muslime wenigstens schockieren, dass sich der Terror der Islamisten nicht nur gegen Ungläubige, sondern auch gegen Glaubensbrüder richtet. – Zana Ramadani

Zwischen 2015 und 2016 hat Zana Ramadani in Geflüchteten-Heimen als Übersetzerin geholfen. Im Kontakt mit Muslimen habe sie eine „Rückkehr des Religiösen“ vor allem bei jungen Menschen beobachten können, aus einem Gefühl der Unsicherheit heraus.

Die Verantwortung dafür sieht sie insbesondere bei den muslimischen Müttern: die würden ihre Söhne verhätscheln und ihre Töchter zu willenlosen Wesen erziehen.

Viel Feind, viel Ehr‘?

Etlichen missfällt Ramadanis Sicht: Ihre Thesen werden von Linken als rassistisch bewertet, abwertend, mindestens als verallgemeinernd.

Wer sich bei solchen Äußerungen an die Alternative für Deutschland erinnert fühlt, dem entgegnet die Wahl-Berlinerin nicht nur, dass das Programm der AfD rückschrittlich sei. Viel mehr noch: es ähnele in Familienfragen geradezu dem konservativer Muslime.

Und das ist nicht der einzige Punkt, der mich von AfD-Anhängern unterscheidet, auch wenn ich mit meiner Kritik am real existierenden Islam in Deutschland genauso laut werden kann wie Mitglieder dieser populistischen Partei oder deren außerparlamentarischen Verwandten namens Pegida. – Zana Ramadani

Mit dem Toleranzwahn der Deutschen müsse es ein Ende haben, findet Ramadani. Muslime, die sich nicht integrieren wollten in Deutschland, sollten umgehend abgeschoben werden.

Auf der Leipziger Buchmesse hat detektor.fm-Reporterin Insa van den Berg mit der Autorin über ihre Geschichte, ihre Ideale und Kritik an ihren Thesen gesprochen.

Meine Meinungsfreiheit fängt dort an, wo ich die Gefühle eines Anderen verletze. […] Wenn ich die Gefühle eines anderen in einer Diskussion nicht verletze, dann brauche ich auch keine Meinungsfreiheit. Dann können wir das auch aus dem Grundgesetz streichen.Zana Ramadani 

Anm. d. Red.: Da wir das Gespräch direkt auf der Leipziger Buchmesse aufgezeichnet haben, bitten wir für die Beeinträchtigungen in der Tonqualität um Entschuldigung.

Redaktion