Seit ein paar Jahren gibt es sie immer häufiger: Mediatoren. Wer in Zukunft einen Streitschlichter sucht, kann sich zwischen Mediatoren und „zertifizierte Mediatoren“ entscheiden. Das regelt eine neue Rechtsverordnung:
Mediatoren sind professionelle Streitschlichter, die Konfliktparteien helfen, teure Anwalts- und Gerichtskosten zu vermeiden.
„Mediator“ darf sich jeder nennen. Dazu braucht es nicht einmal die mitunter teuren, anspruchsvollen und zeitintensiven Ausbildungsprogramme. Um den Verbrauchern nun eine Orientierungshilfe bei der Qualitätsbewertung einzelner Mediatoren an die Hand zu geben, gilt ab September 2017 eine Rechtsverordnung für Mediatoren.
Ausgedacht hat sich die das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV). In Zukunft können sich Mediatoren das Siegel „zertifiziert“ verpassen lassen, wenn sie bestimmte Ausbildungs- und Fortbildungsrichtlinien erfüllen.
Das Problem: Es gibt keine öffentliche Institution, die Mediatoren überprüft und akkreditiert. Mit anderen Worten, solange mir keiner das Gegenteil beweist, kann ich mir als Mediator das Zertifikat einfach an mein Klingelschild heften.
Das BMJV sieht in seiner Rechtsverordnung vor, dass sich die Mediationsverbände und andere Interessengruppen auf ein privatrechtliches Gütesiegel einigen. Damit überträgt der Staat geschickt einen Haufen Bürokratieaufwand an die Privatwirtschaft.
Die Verbände haben ein großes Interesse an einem solchen Gütesiegel:
Aus verbandlicher Sicht war uns das schon immer ein Dorn im Auge, dass sich Leute im Markt tummeln, die keine ersichtlichen Ausbildungsqualitäten nachweisen können. – Dominik Wahlig, Wirtschaftsmediator und Geschäftsführer des Bundesverbandes Mediation
Der Verbraucher weiß also in Zukunft, dass ein Mediator mit Zertifikat zumindest bestimmte Mindestanforderungen erfüllt. Anforderungen, die vor allem in Beziehung auf die Praxiserfahrung noch unter denen der Bundesverbände liegen.
Es ist fraglich, ob die Rechtsverordnung also in Zukunft tatsächlich für „bessere“ Streitschlichter sorgt. Auch wird sich zeigen, wie viele erfolgreiche Mediatoren überhaupt auf das Zertifikat zurückgreifen.
Über die Hintergründe und Folgen der Rechtsverordnung für zertifizierte Mediatoren hat detektor.fm-Moderatorin Anke Werner mit Dominik Wahlig und Sascha Weigel gesprochen. Dominik Wahlig ist Wirtschaftsmediator und Geschäftsführer des Bundesverbandes Mediation. Sascha Weigel leitet das Institut für Konflikt- und Verhandlungsmanagement INKOVEMA.
Der zertifizierte Mediator verlangt eine Ausbildung, die keineswegs dazu führt, dass der Bürger mit Sicherheit auch eine gute Mediation bekommt. Da sind die Ausbildungen der Bundesverbände wesentlich anspruchsvoller.Dominik Wahlig und Sascha Weigel