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Zwischen Politik und Provokation

Aktionskunst braucht kein Museum, dafür Öffentlichkeit. Was steckt hinter dem Phänomen, das immer wieder für Irritationen und Schlagzeilen sorgt?

Raus aus dem Museum

Kunst ist der Kram, der von vier Holzleisten eingerahmt in einem Museum steht – oder? Aktions- und Performancekünstler sehen das anders. Sie bringen die Kunst raus aus ihrem sicheren Gehege und fordern aktiv die öffentliche Aufmerksamkeit ein. Aktionskunst ist der Sammelbegriff für viele verschiedene Formen. Oft zielt sie darauf ab, die Grenze zwischen Kunst und Alltag zu durchbrechen.

Künstler wie die Situationisten sagten: Kunst im White Cube? Das geht nicht. Wir müssen raus, wir müssen ins Leben, wir müssen politisieren.

Pamela Geldmacher, Kunstwissenschaftlerin an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

Jüngstes Beispiel hierfür ist David Datuna. Auf der Kunstmesse Art Basel hat er eine Banane verspeist, für die ein Käufer ganze 120 000 Dollar hingelegt hat. In eine ähnliche Richtung geht eine Aktion des berühmten Street-Art-Künstlers Banksy. 2018 wurde ein Bild von ihm für rund 1,2 Millionen Euro versteigert – nur um es kurz darauf selbst zu schreddern.

Aktionskunst provoziert

Was diesen verschiedenen Aktionen gemeinsam ist: Es gehe nicht mehr darum, ein Objekt zu gestalten, sondern ein Ereignis zu schaffen, sagt Kunstwissenschaftlerin Pamela Geldmacher. Ein früher Klassiker der Aktionskunst ist die Predigt von Michel Mourre, einem französischen Künstler. Als Mönch verkleidet hat er sich im April 1950 auf die Kanzel der Notre-Dame geschlichen und den Tod Gottes verkündet. Die ungefragt zum Künstler-Publikum gewordenen Kirchengänger haben ungehalten reagiert, erst die Polizei hat den Künstler vor dem wütenden Mob gerettet.

Auch bei der Mona Lisa ist es nicht der Materialwert, der sie wertvoll macht, sondern die Idee.

Elke Buhr, Chefredakteurin beim Monopol-Magazin

Dass Provokation bis heute fester Bestandteil der Aktionskunst ist, hat zum Beispiel das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) in den letzten Jahren wiederholt gezeigt. Zuletzt etwa mit einem umstrittenen Mahnmal im Berliner Regierungsviertel, welches offenbar Asche von Holocaust-Opfern enthalten hat.

Was Aktionskunst ausmacht außer der Provokation, warum Künstler sich dieser Form bedienen und ob der mittelalterliche Hofnarr sich auch guten Gewissens Aktionskünstler nennen dürfte, darüber spricht detektor.fm-Moderator Christian Erll mit der Düsseldorfer Kunstwissenschaftlerin Pamela Geldmacher. Außerdem unterhält er sich mit Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr über ihre Meinung zum teuersten Obst-Imbiss der jüngeren Kunstgeschichte sowie mit einem Künstler vom Peng-Kollektiv über deren Aktionen.


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