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Feuerwerksverbot: Zeit für neue Silvesterbräuche?

Kein Feuerwerk zu Silvester? Wegen der Corona-Pandemie ist in diesem Jahr zumindest der Verkauf von Feuerwerkskörpern verboten. Das haben Bundestag und -rat beschlossen. Vielleicht ist es Zeit, diesen Brauch zu hinterfragen.

Feuerwerksverbot: Alle Jahre wieder

Ein Feuerwerksverbot steht nicht erst seit dem Beginn der Corona-Pandemie im Raum. Schon seit einigen Jahren wird darüber diskutiert, ob die populäre Silvestertradition nicht langsam ausgedient hat. Gründe gegen das kollektive Böllern sind vor allem: Weniger Verletzte und weniger Feinstaub. In der Silvesternacht werden jedes Jahr mehrere hundert Menschen verletzt. Das macht den 31.12. neben den anderen 364 Tagen zum Spitzenreiter, was die Zahl der Verletzungen angeht.

Dieses Jahr kommen die Umstände der Corona-Pandemie erschwerend hinzu: Das deutsche Gesundheitssystem ist ohnehin schon voll ausgelastet, da braucht es nicht noch mehr Verletzte in den Krankenhäusern. Auch die Umwelt leidet unter der alljährlichen Silvestertradition. Um die 5000 Tonnen Feinstaub werden zum Jahreswechsel durch Böller und Raketen in die Luft geschossen.

Man kann sich einmal im Jahr die Freiheit nehmen, Dinge umzukehren, Ordnungen außer Kraft zu setzen.

Felix Rausch, Soziologe und Pyrotechniker

Aber reicht das für ein Feuerwerksverbot? Es gibt viele Stimmen, die sich gegen ein solches Verbot aussprechen. Es wird kritisiert, dass es die Polizei vor eine unlösbare Aufgabe stellen würde, die Einhaltung des Verbots zu kontrollieren. Außerdem sollten die Kommunen auch etwas mitzureden haben, ein pauschales Verbot entkräfte ihr Mitbestimmungsrecht. Und mal ehrlich – Feuerwerk an Silvester ist doch normal, oder nicht?

Die moderne Feuerwerkskultur in Deutschland ist eigentlich ein sehr junges Phänomen.

Manuel Trummer, Kulturwissenschaftler

Neue Bräuche braucht das Land

Im internationalen Vergleich steht Deutschland mit seiner Silvestertradition ganz schön alleine da. Zwar wird auch in anderen Ländern geböllert, aber in großen Städten, wie etwa in Paris, New York oder Sydney gibt es zentrale Feuerwerke oder Lichtshows mithilfe von Drohnen oder Lasern. Private Feuerwerke sind hingegen eher die Seltenheit. Und Feuerwerk ist nicht alles: Es gibt viele alternative Traditionen und Bräuche, wie zum Beispiel Bleigießen oder Walzertanz um Mitternacht.

Es gibt auf Amrum auch kein zentrales Feuerwerk. Silvester beginnt hier mit der Tradition ‚Hulken‘.

Christoph Decker, Bürgermeister von Norddorf auf Amrum

Foto: Agentur Primo

Ist es Zeit für neue Silvesterbräuche? Der Kulturwissenschaftler Manuel Trummer sagt, dass das gar nicht so unrealistisch ist. Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth außerdem mit dem Soziologen und Pyrotechniker Felix Rausch und mit Christoph Decker. Er ist Bürgermeister der Gemeinde Norddorf auf Amrum, wo Feuerwerk aus Brandschutzgründen schon seit den 1980er Jahren verboten ist.