Zurück zum Thema | Frauen in der Wissenschaft

Wo bleibt die Gleichstellung?

Nur rund 28 Prozent der Beschäftigten in der Wissenschaft sind in Deutschland weiblich. Zwar steigt die Anzahl von Frauen in dem Bereich, doch das nur langsam. Warum gibt es immer noch so große Unterschiede und wie kann man dagegen vorgehen?

Es ist wohl keine Überraschung, dass es auch in Wissenschaft und Forschung ein deutliches Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern gibt. Laut dem UNESCO-Institut für Statistik, das regelmäßig Daten zum Frauenanteil in der Wissenschaft erhebt, sind weltweit nur 29,3 Prozent Wissenschaftlerinnen. In der EU liegt der durchschnittliche Anteil von Frauen in der Forschung und Entwicklung bei rund 33 Prozent. Deutschland liegt mit 28,1 Prozent auf dem vorletzten Platz (Stand: 2019). Daten zu nicht-binären Personen in der Wissenschaft wurde dabei nicht erhoben.

Die Forschung zeigt, dass auch Single-Frauen ohne Kind benachteiligt sind. Dass Frauen als weniger leistungsfähig und flexibel gelten, ist eng mit der Vorstellung verbunden, dass sie potenzielle Mütter sind.

Dr. Stephanie Michalczyk, Genderforscherin an der Hochschule Fulda

Foto: privat

Ursache für dieses Ungleichgewicht sind die patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft. Diese können sich zum Beispiel negativ auf die Karriereplanung von Wissenschaftlerinnen auswirken: Noch immer sind es in der Regel die Frauen, die sich zwischen Familie und Karriere entscheiden müssen. Das hat zur Folge, dass während des Studiums die Anteile der Geschlechter oft noch ausgeglichener sind – doch je höher die Positionen auf der Karriereleiter werden, desto weiter geht die Schere zwischen Männern und Frauen auseinander.

Wie wird die Wissenschaft gendergerechter?

Doch wie kann diesen Strukturen begegnet werden – und wie kann man sie überwinden? Inzwischen gibt es verschiedene Think-Tanks und Forschungsprojekte, die sich mit der Thematik beschäftigen. Dabei werden die Gründe untersucht und mögliche Lösungsansätze entwickelt. Die gezielte Förderung von Frauen und Frauen mit Kindern in der Forschung, die Schaffung starker Vorbilder für den weiblichen Nachwuchs und generell das Aufbrechen und Abbauen traditioneller Rollenbilder könnten dort Möglichkeiten sein.

Man braucht jemanden, wo man sagen kann: Mensch, wenn die das kann, dann kann ich das auch.

Prof. Dr. Ute Frevert, Sprecherin der Arbeitsgruppe "Gendergerechte Wissenschaft" der Leopoldina

Foto: Andreas Reeg

detektor.fm-Moderator Lars Feyen hat mit der Genderforscherin Dr. Stephanie Michalczyk von der Hochschule Fulda gesprochen. Sie erklärt, welche strukturellen Probleme die wissenschaftliche Karriere von Frauen ausbremsen. Prof. Dr. Ute Frevert ist Sprecherin der Arbeitsgruppe „Gendergerechte Wissenschaft“ der Leopoldina. Sie schätzt ein, wie gegen die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in der Wissenschaft vorgegangen werden könnte.