Bei Frauen wird die Diagnose ADHS oft erst im Erwachsenenalter gestellt, Mädchen werden immer noch viel seltener diagnostiziert als Jungen. Auch weil sich die Symptome oft unterscheiden.
Ein Kind mit ADHS, das stellen sich viele Menschen immer noch als lauten, überdrehten Zappelphilipp vor. Dabei kann die Störung ganz verschiedene Formen annehmen. Die Zappelphilippe sind eher in der Gruppe derer zu finden, die von einer Hyperaktivitätsstörung betroffen sind — das „H“ in ADHS. Menschen mit dieser Diagnose neigen zu Impulsivität, Gereiztheit und motorischer Unruhe. Die Variante ohne „H“ ist weniger bekannt und vor allem deutlich unauffälliger: Menschen mit ADS wirken oft abwesend und in Gedanken verloren. Bei den beiden Typen handelt es sich um grobe Einteilungen, in der Praxis können auch Mischformen vorkommen.
In Deutschland werden Jungen etwa viermal häufiger mit AD(H)S diagnostiziert als Mädchen. Frauen erhalten die Diagnose nicht nur seltener, sondern oft auch später im Leben. Vermutlich liegt die Störung bei Mädchen allerdings nicht seltener vor, sie wird nur seltener erkannt. Denn die Symptome von Mädchen mit AD(H)S äußern sich oft anders als bei Jungen. Zudem neigen Mädchen eher dazu, sich anzupassen und die eigenen Symptome erfolgreich zu verstecken.
In dieser Folge von „Zurück zum Thema“ stellt detektor.fm-Moderatorin Alea Rentmeister den Dokumentarfilm „Sick Girls“ vor, in dem Gitti Grüter fünf Frauen mit der Diagnose ADHS begleitet. Der Film ist im Festivalprogramm des DOK Leipzig 2023 und online im DOK Stream zu sehen. Wie ADHS bei Mädchen besser erkannt werden kann, fragt Alea Rentmeister Astrid Neuy-Lobkowicz, Fachärztin für Psychotherapie und Psychosomatik.