Zurück zum Thema | Katholische Kirche

Umbruch oder Untergang?

Die katholische Kirche verliert ihre Mitglieder. Das liegt vor allem an ihrem Umgang mit Missbrauchsfällen. Es gibt aber noch mehr Streitpunkte, wie die andauernde Diskriminierung gegenüber homosexuellen Menschen oder die Rolle der Frau in der Institution. Schafft die Kirche jetzt die Reform?

Die katholische Kirche in Deutschland ist eine uralte Institution, der nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz immer noch gut 22 Millionen Menschen angehören. Die Zahl der Mitglieder sinkt in Deutschland allerdings kontinuierlich. Im letzten Jahr, dem Pandemie-Jahr, sind laut Domradio.de so viele Menschen aus der Kirche ausgetreten wie selten zuvor: etwa 270 000. Das liegt vor allem an dem Missbrauchsskandal in Köln und dem Umgang der Kirche damit. Aber auch die Fragen nach der Rolle der Frauen in der katholischen Kirche und dem Segen für homosexuelle Paare sorgen in den eigenen Reihen für Kritik.

Reformen sind keine Angriffe auf die Kirche, sondern überlegenswerte Schritte etwas zu geben, damit sie eine Zukunft hat.

Rainer Maria Schießler, Pfarrer in der Pfarrei St. Maximilian in München

Foto: Privat

Wer wusste was?

Laut einer Studie, die die Deutsche Bischofskonferenz in Auftrag gegeben hat, soll es zwischen 1946 und 2019 3 677 Fälle sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen in der katholischen Kirche gegeben haben. Das sind allerdings nur die gemeldeten Fälle. Zum Skandal wurde zuletzt der Umgang des Erzbistums Köln mit aktuellen Fällen sexualisierter Gewalt. Die Vorwürfe: Das Gutachten zu den Missbrauchsfällen wurde lange zurückgehalten. Damit sollten Kardinal Woelki und andere führende Kirchenvertreter geschützt werden, die darin involviert waren, die Fälle zu vertuschen.

Grundsätzlich läuft schief, dass die Institution, der die Täter angehören – also die Priester, die Kinder und Jugendliche missbraucht haben – und der die Vertuscher angehören – also die Vorgesetzten und Verantwortlichen – sich selber aufarbeiten soll.

Christiane Florin, Journalistin beim Deutschlandfunk

Foto: Antje Siemon

Reformation 2.0

Für mehr Transparenz und eine bessere Aufklärung von sexuellen Missbrauchsfällen setzt sich auch die Reforminitiative Maria 2.0 ein. Sie fordert eine buntere, gerechtere und verantwortungsvolle Kirche, in der nicht an alten Machtstrukturen festgehalten wird. Weil sich die katholische Kirche aber ihrer Meinung nach nicht sehr reformfähig zeigt, sind zwei Gründungsmitglieder von Maria 2.0 vor Kurzem öffentlichkeitswirksam aus der katholischen Kirche ausgetreten.

Eine gute Kirche begleitet den Menschen in die Freiheit des Glaubens hinein, aber sie engt ihn nicht ein.

Andrea Voß-Frick, Gründerin Maria 2.0

Foto: Privat

Schafft es die katholische Kirche, ihre Strukturen zu reformieren und ihre Mitglieder zu halten?

Darüber spricht detektor.fm-Moderatorin Tina Küchenmeister mit dem Pfarrer Rainer Maria Schießler, der sich bereits seit Jahren für die Segnung von homosexuellen Paaren einsetzt. Außerdem spricht sie mit Andrea Voß-Frick, Mitgründerin der Bewegung Maria 2.0, über ihren Kirchenaustritt. Mit der Journalistin Christiane Florin spricht sie darüber, wie die Kirche ihre Missbrauchsfälle transparent aufarbeiten könnte.