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Wo steht sie 2050?

Konservativ, männerdominiert und hierarchisch – für viele wirkt die katholische Kirche veraltet. Doch auch innerhalb der Katholiken gibt es Strömungen, die sich eine grundsätzliche Veränderung wünschen. Wohin könnte sich die katholische Kirche bis 2050 entwickeln?

Katholische Kirche auf Reformkurs?

Immer mehr Menschen treten aus ihrer Kirchengemeinde aus. Besonders die 25- bis 34-Jährigen hängen weniger an ihrer Konfession als ihre Eltern. Einen Hauptgrund sehen Experten in den Missbrauchsskandalen, die die katholische Kirche in den letzten Jahrzehnten enorm erschüttert haben. Auch die Reaktion und die Aufarbeitung der Skandale haben viele Katholiken verärgert.

Seit Dezember 2019 beschreitet die Deutsche Bischofskonferenz (DKB) daher einen „verbindlichen synodalen Weg„. In ergebnisoffenen Gesprächen, an denen auch katholische Laien teilnehmen können, sollen grundsätzliche kirchenpolitische Themen diskutiert werden. Die katholische Sexualmoral, die Haltung zu Abtreibungen und Homosexualität sollen ebenso besprochen werden wie Zölibat und Priesterschaft für Frauen.

So gute Glaubensgespräche wie auf Instagram habe ich im echten Leben noch gar nicht geführt.

Josef Wagner, Priesteranwärter und Influencer

Bestreikte Gottesdienste

Derweil versucht eine Gruppe katholischer Frauen die Kirche zur Veränderung zu bewegen: die Initiative Maria 2.0. Erstmals im Mai 2019 hat Maria 2.0 Katholikinnen zum „Kirchenstreik“ aufgerufen. Statt zum Gottesdienst in die Kirche zu gehen, haben sie eigene Gottesdienste vor den Kirchen abgehalten.

Die Forderungen von Maria 2.0 sind radikal: Frauen sollen Zugang zu allen kirchlichen Ämtern haben und das Zölibat solle abgeschafft werden. Außerdem ist Ziel der Initiative, dass die sexuellen Missbrauchsfälle umfassend aufgeklärt werden. Dabei stoßen sie in den Reihen der katholischen Kirche sowohl auf reformoffene Zustimmung als auch auf erzkonservative Ablehnung. So kritisiert das Forum Deutscher Katholiken die Aktivitäten von Maria 2.0 und bekennt sich klar zum Gehorsam gegenüber dem Papst und den katholischen Bischöfen. Auch von dem „synodalen Weg“ hält das Forum Deutscher Katholiken wenig.

Wünschenswert wäre, dass die hierarchischen und patriachalen Strukturen aufgebrochen werden und dass vor allen Dingen Macht auf viele Schultern verteilt ist.

Andrea Voß-Frick, Mitinitiatorin von Maria 2.0

Josef Wagner ist Priesteranwärter und als Der Boi vom Seminar auf YouTube und Instagram aktiv. Was er vom Zölibat hält und ob es nicht auch Priesterinnen geben sollte, hat ihn detektor.fm-Moderatorin Lara-Lena Gödde gefragt. Und Andrea Voß-Frick von der Initiative Maria 2.0 hat darüber gesprochen, welche Reformen die katholische Kirche nötig hat.