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Wie werden Vergewaltigungen als Kriegswaffe eingesetzt?

Aus der Ukraine häufen sich Berichte, dass russische Soldaten sexualisierte Gewalt an der Zivilbevölkerung ausüben. In vielen bewaffneten Konflikten werden Vergewaltigungen gezielt als Kriegswaffe eingesetzt. Die Beobachtung und Verfolgung dieser Fälle ist allerdings schwierig.

Sexualisierte Gewalt im Krieg nimmt zu

In der Ukraine werden immer mehr Zeugenaussagen bekannt, in denen Betroffene von Fällen sexualisierter Gewalt durch russische Soldaten berichten. Von den Verbrechen sind zunehmend nicht nur Frauen und Mädchen betroffen, sondern auch Jungen und Männer jeden Alters. Das berichtet die UNO-Sonderbeauftragte für sexualisierte Gewalt, Pramilla Patten. Sie verspricht Betroffenen so bald wie möglich eine umfangreiche Aufklärung durch den Internationalen Gerichtshof.

Es ist absolut wichtig, dass man die Täter zur Rechenschaft zieht. Gleichzeitig ist es aber auch wichtig, Gerechtigkeit größer und breiter zu denken.

Anne Kreft, Konfliktforscherin

Foto: privat

Vergewaltigung als gezielte Kriegswaffe

Sexualisierte Gewalt im Krieg ist vor allem ein Mittel der Machtdemonstration. Wenn sie systematisch eingesetzt wird, hat das nicht nur den Zweck, Betroffene zu demoralisieren. Es soll auch ganzen Gemeinschaften langfristig Schaden zufügen. Häufig leiden die Betroffenen auch nach dem Ende des Krieges unter Traumata und den körperlichen Folgen der Übergriffe. Wenn diese Traumata nicht verarbeitet werden, kann das Familien und Gemeinschaften zerstören. Im schlimmsten Fall kommt zu dem Erlebten eine Stigmatisierung hinzu, die Überlebende gesellschaftlich ausgrenzen kann. Im Bosnienkrieg, wo systematische Vergewaltigungen in großem Ausmaß vorgekommen sind, ist genau das passiert. Nach dem Ende des Krieges ging das Stigma im schlimmsten Fall auf die Kinder der Betroffenen über.

Aber wie systematisch ist das Vorgehen der russischen Soldaten in der Ukraine? Und was passiert in Konflikten, in denen sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe eingesetzt wird? Darüber hat detektor.fm-Moderator Yannik Köhler mit Anne-Kathrin Kreft, Expertin für geschlechtsspezifische und sexualisierte Gewalt von der Universität Oslo, gesprochen.