„The Cursed Ones“ | Student gewinnt afrikanische Oscars

Eine postkoloniale Projektion auf Afrika?

Der Film „The Cursed Ones“ hat drei afrikanische Oscars gewonnen. Das Drehbuch hat ein deutscher Student geschrieben. Maximilian Claussen macht damit auf die Hexenkinderverfolgung in Westafrika aufmerksam. Als junger Europäer polarisiert er in seiner Rolle.

Bei der Preisverleihung der Africa Movie Academy Awards in Nigeria hat „The Cursed Ones“ die Trophäen für die beste Regie, die beste Kamera und das beste Szenenbild gewonnen. Die Auszeichnung wird seit 2005 jährlich vergeben und gilt als wichtigster Filmpreis Afrikas. Die Konkurrenz ist groß – Nigeria ist mit der Vermarktungsindustrie Nollywood die zweitgrößte Filmnation der Welt. Dennoch war „The Cursed Ones“ in diesem Jahr mit insgesamt 13 Nominierungen Spitzenreiter.

Kindesmisshandlung durch Geistliche

Hexenkinderverfolgung ist, bei aller Vielfalt und Diskrepanz auf dem Kontinent, ein gegenwärtiges Problem in Westafrika. Gerade erst hat der Präsident Gambias gegen Hexen gewettert. Besonders in ländlichen Gegenden spielt Aberglaube immer noch eine bedeutende Rolle. 2009 seien allein in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa hunderte Kinder der Zauberei beschuldigt worden, berichtet das UNHCR. Viele von ihnen werden von Glaubensgemeinschaften gequält und getötet.

Ein Großteil der afrikanischen Zuschauer des Films bestätigt: Das ist so, wir kennen das. Das Problem der Hexenkinderverfolgung wird bisher nur nicht genügend angesprochen. – Maximilian Claussen, Drehbuchautor und Co-Regisseur von „The Cursed Ones“

Kontinent der Krisen und Katastrophen?

Schockierende Nachrichten wie die Verfolgung von vermeintlichen Hexenkindern rücken immer wieder in den Fokus der Medienberichterstattung über Afrika. Dabei erlebt der Kontinent insbesondere in den Metropolen momentan einen Entwicklungsboom. Trotz der Gegensätze reduzieren einseitige Berichterstattungen die 54 Länder Afrikas oftmals auf Armut, Krankheit und Krieg. Durch westliche Reiseberichte, Bilder und auch filmische Inszenierungen wird ein tragisches Bild von dem „einen“ Afrika gezeichnet.

„The Cursed Ones“ verstört in erster Linie durch den schwer verdaulichen Inhalt der Geschichte. Der gebürtige Hamburger Maximilian Claussen hat Philosophie und Anthropologie studiert und das Drehbuch zum Film geschrieben – sein erstes eigenes. Die Rolle des 24-jährigen sehen Kritiker nicht ganz unproblematisch: Ein junger Europäer, der in New York lebt und aus einem afrikanischen Problem mal eben einen Spielfilm mit dem düsteren Titel „die Verfluchten“ konstruiert. Und nach der #oscarssowhiteDebatte gewinnt das Team nun einen Preis, der eigentlich der afrikanischen Filmbranche mehr Aufmerksamkeit bescheren soll.

Ich bin einer von drei Weißen im Team. Es ist ein afrikanischer Film und ich hatte das Glück, dass ich daran mitarbeiten durfte. Das heißt noch lange nicht, dass ich als Drehbuchautor die bewegende Kraft dahinter war. – Maximilian Claussen

Für die Jury, bestehend aus internationalen Experten der Branche, ist die filmische Umsetzung jedenfalls gelungen.

Wie ein Negativbeispiel ihn zur filmischen Auseinandersetzung mit der Hexenkinderverfolgung inspiriert hat, erklärt „The Cursed Ones“-Drehbuchautor und Co-Regisseur Maximilian Claussen im Gespräch mit detektor.fm-Moderator Christian Eichler.

Die Rückmeldungen aus Afrika waren zu 70 Prozent positiv und zu 30 Prozent Aufruhr. Diese Polarisierung freut mich eigentlich, weil es bei dem Thema so viel Gesprächsbedarf gibt.Maximilian ClaussenBild: Zissou Pictures 

„The Cursed Ones“ – der Trailer zum Film

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