DAU-Projekt in Paris

Totalitarismus zum Anfassen

Ab 35 Euro erhalten Besucher ein Visum in die künstliche und künstlerische Sowjet-Welt. Beim DAU-Projekt in Paris erwartet einen hautnaher Totalitarismus in Realität und Film.

Das DAU-Projekt: Künstlerisches und soziales Experiment

Zwischen dem Théâtre de la Ville und dem Théâtre du Châtelet in Paris steht ein Visumsschalter. Für 35 Euro gibt es das günstigste Visum. Sechs Stunden kann man damit im DAU-Projekt verbringen und in eine sozialistische Welt eintauchen. Der russische Filmemacher Iljá Chrschanowski hat das Projekt ins Leben gerufen. Dafür hat er namhafte Künstler und Künstlerinnen um sich geschart. In den Pariser Theatern haben sie eine Sowjet-Welt geschaffen. Die Besucher sollen das Gefühl der Überwachung und des Lebensalltags in der Sowjetunion nachempfinden.

Die Idee von diesem totalitären Kunstprojekt, das in Berlin ganz Mitte übernehmen sollte, ist jetzt wieder in die Kunstinstitutionen zurückgekehrt, wo man dann in diese totalitäre Welt eintauchen soll. – Saskia Trebing, Autorin

DAU is watching you

In verschiedenen Kurz-und Langfilmen werden über 700 Stunden Filmmaterial gezeigt. Dafür haben unter anderem 400 Laiendarsteller für drei Jahre in einem abgeschotteten Institutsgelände in der Ukraine gelebt und eine sowjetische Realität nachgespielt. Der sowjetische Physiker und Nobelpreisträger Lew Dawidowitsch Landau hat dort geforscht. Von der letzten Silbe seines Namens leitet sich auch das DAU-Projekt ab.

Es ist eigentlich ein soziales Experiment, das dann gefilmt wurde. – Saskia Trebing

Und warum nicht Berlin?

Ursprünglich war das Projekt in Berlin geplant. Eine 800 Meter lange Mauer sollte das Gelände eingrenzen. Aber Teile der Bevölkerung und Politik haben sich gegen das DAU-Projekt gestellt. Unter anderem aufgrund der nicht allzu fernen DDR-Vergangenheit. Die unzureichenden Evakuierungspläne haben dann letztendlich zu einer Absage der deutschen Hauptstadt geführt. Stattdessen steht nun in Paris eine Welt der Überwachung, Gewalt, Sexualität und Geschichte. Grenzüberschreitung im doppelten Sinne.

Über das DAU-Projekt in Paris hat detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer mit Saskia Trebing, unter anderem Autorin beim Monopol-Magazin, gesprochen.

Was ich problematisch an der Idee finde ist, dass es eigentlich keinen Spielraum für den Besucher gibt.Saskia Trebing 

Redaktion: Mona Kellermann

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