Der Berlinale-Podcast | Rückblick mit Patrick Wellinski, In den Gängen, Whatever Happens Next

„Es gibt diesen Film vielleicht gar nicht“

Wir begleiten die Berlinale mit einem täglichen Podcast. In dieser Folge: der letzte deutsche Wettbewerbsbeitrag „In den Gängen“ und ein Festival-Rückblick mit Patrick Wellinski.

Wir begleiten die Berlinale mit einem täglichen Podcast. Welche Filme begeistern das Publikum? Welche politischen Debatten werden aufgeworfen? Wer gewinnt den Goldenen Bären? detektor.fm-Reporter Christian Eichler und seine Kollegen setzen sich jeden Abend im Pressezentrum zusammen und sprechen über das, was sie am Tag erlebt haben.

Ein starker deutscher Beitrag

Mit „In den Gängen“ lief am Freitag der letzte deutsche Wettbewerbsbeitrag im Berlinale Palast. Die feinfühlige Liebesgeschichte spielt in einem Großsupermarkt in Leipzig. Mit Franz Rogowski (Victoria) und Sandra Hüller (Toni Erdmann) befinden sich zwei der aktuell gefragtesten deutschen Schauspieler in den Hauptrollen. Regisseur Thomas Stuber schafft es dabei, seine Charaktere lebensecht und dennoch entrückt zu zeichnen. Sie bezeichnen sich als Wendegewinner, scherzen im Markt, drehen Pirouetten auf dem Gabelstapler – und wirken doch unfassbar traurig und einsam. Leider gehen dem Drehbuch von Clemens Meyer ab der Hälfte ein bisschen die Ideen aus.

Kritik und Aktivismus

„Whatever Happens Next“ vom deutschen Nachwuchsregisseur Julian Pörksen startet grandios: Der 43-jährige Paul (Sebastian Rudolph) entscheidet sich eines Tages auf dem Weg zur Arbeit scheinbar völlig spontan dazu, sein geregeltes Leben hinter sich zu lassen. Sechs Monate später sehen wir ihn, wie er auf einem Parkplatz nach Kippen schnorrt oder sich auf eine Trauerfeier schleicht, um Kuchen zu essen. Doch Paul scheint glücklich. Das komödiantische Potenzial, das der Film in der ersten Hälfte großartig ausschöpft, trägt den Film nur bis zur Hälfte, und wird vom Widerwillen des Films, sich auch kritisch an seinen Themen abzuarbeiten, untergraben.

„MATANGI / MAYA / M.I.A.“ von Steve Loveridge ist mehr als nur Musikdoku und Star-Abgekulte. Wir verfolgen Hip-Hop-Artistin Maya Arulpragasam (M.I.A.) von ihrer Kindheit auf Sri Lanka und in den Ghettos Londons bis zum Höhepunkt ihrer Karriere. Die Ursprünge ihrer politischen, oft als kontrovers dargestellten Seite erschließt sich klar durch ihre Biographie. Doch das Portrait der Tamil-Ikone schafft es ebenso hervorragend, die Ambivalenz zwischen Publicity Stunt und politischem Aktivismus zu verdeutlichen, und stellt die Authentizität ihrer Hauptfigur auch in Frage.

Aus Berlin berichten Malte Springer vom Leipziger Programmkino Schaubühne Lindenfels und detektor.fm-Moderator Christian Eichler. In dieser Folge kommt außerdem der Filmkritiker Patrick Wellinski vom Deutschlandfunk Kultur zu Wort. Er zeichnet sich dort für die Kino-Sendung „Vollbild“ verantwortlich und blickt mit uns auf seine persönlichen Berlinale-Highlights zurück.


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Redaktion