Dialekt: “Der kommt aus dem Herzen”

Heute ist Tag der Muttersprache. Die sollte nicht frei von Dialekten sein. Denn: unterschiedliche Mundarten stehen für Identität und haben nicht nur nach Gerd Dudenhöffer alias Heinz Becker weitaus mehr Tiefsinn als Hochdeutsch.

Wie viele Dialekte gibt es in Deutschland? Eine Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Gezählt hat die Mundarten Deutschlands auf jeden Fall noch keiner. Schon allein das Fränkische umfasst an die 1000 Dialekt-Varianten. Erhoben werden stattdessen gern die beliebtesten und unbeliebtesten Dialekte der einzelnen Bundesländer. Sächsisch schnitt in der jüngsten Umfrage von 2012 am schlechtesten ab.

Gerd Dudenhöffer 

Dem widerspricht Gerd Dudenhöffer. Der Kabarettist und Schauspieler hat erst durch sein Bühnenprogramm, dann durch die Serie „Die Familie Becker“ den saarländischen Dialekt berühmt gemacht. Nicht in seiner Figur als Heinz Becker, sondern als Privatmann, schwärmt der Saarländer jedoch für das Sächsische. Generell seien Dialekte, so Dudenhöffer, die einzige Möglichkeit der persönlichen Kommunikation und Identifikation von Menschen.

Alles, was aus dem Volk kommt und Land und Leute darstellt, braucht die Muttersprache. – Gerd Dudenhöffer

Mit der Meinung ist Gerd Dudenhöffer nicht der einzige Saarländer: nach einer Umfrage sind 95 Prozent der Saarländer begeistert von ihrer Mundart. Darüber und wie sich der saarländische Dialekt vom Hessischen und Pfälzischen unterscheidet haben wir mit Gerd Dudenhöffer gesprochen.


Dialekt auch in Bayern im Trend?

Sepp Obermeier 

Auch die Bayern sind stolz auf ihre Mundart. „Mia san mia“ trifft insbesondere auf die Niedernbayern zu: drei Viertel der Niederbayern identifizieren sich laut einer Umfrage stärker mit ihrem Bundesland als mit Deutschland. Als Gründe hierfür nannten die Niederbayern sowohl die wäldlich-hügelige Umgebung als auch die Zusammengehörigkeit Niederbayerns. Letztere möchte Sepp Obermeier vom Bund Bairischer Sprache fördern.

Bayerisch ist keine verdorbene Hochsprache, sondern sogar 800 Jahre älter als das Kunstprodukt der Standardsprache. – Sepp Obermeier

In München stehe es um diesen besonders schlecht. Um dies zu ändern gibt es für Obermeier nur eine Lösung: den Dialekt in die Schulen Niederbayerns bringen. Dabei scheint das nach SPIEGEL-Informationen für Lehrer, die aus anderen Teilen Deutschlands kommen, oftmals zum ernsten Verständigungsproblem zu werden.


„Dialekt muss an Schulen gefördert werden“

Anatol Stefanowitsch 

Nicht nur in Bayern, sondern bundesweit ist die Förderung von Dialekten an deutschen Schulen ein Thema – ein bundespolitisches sogar. Was erst als „dumm“ und „beschränkt“ galt, wird nun bewusst vom Kultusministerium gefördert. Die These: wer Dialekte spricht, ist sprachbegabt. Dem stimmt Anatol Stefanowitsch, Sprachwissenschaftler und Professor der Englischen Philologie und Europäischen Sprache an der Freien Universität Berlin, zu. Dialekte würden schlichtweg die kognitive Leistung von Kindern und Jugendlichen verbessern. Mehr noch:

Dialekte tragen zur Abrundung der Gesamtpersönlichkeit bei. – Anatol Stefanowitsch

Wie Dialekte gefördert werden sollten und ob diese bereits an deutschen Schulen unterrichtet werden, hat uns Anatol Stefanowitsch im Gespräch erklärt.

 


Die Dialekte der detektor.fm-Redaktion zum Hören:

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