DOK Diaries: Licu, a Romanian Story, Silent War

Erinnerungen & Leid

Wir haben das DOK Leipzig 2017 mit einem täglichen Podcast begleitet. In der finalen Ausgabe: die Gewinnerfilme „Licu, a Romanian Story“ und „Silent War“. Außerdem ziehen wir ein kurzes Fazit.

In dieser Ausgabe der „DOK Diaries“ sprechen Malte Springer und Christian Eichler über folgende Filme:

Licu, a Romanian Story

In „Licu, a Romanian Story“ empfängt uns der 92-jährige Liviu Canţer, genannt Licu, bei sich Zuhause. Wir beobachten, wie er mit einem Tauchsieder Tee kocht, ein Hemd näht und Croissants mit Feta-Füllung backt. Dabei erzählt er seine Geschichte. Von der Vertreibung im zweiten Weltkrieg über das Leben im Kommunismus, bis zum Tod seiner Frau, die sich mit den Worten „Adios Muchachos“ von ihm verabschiedet. Dabei entsteht ein einfühlsames Portrait einer vergangenen Zeit. Ganz am Ende äußert sich Licu dann aber sehr europakritisch und stößt das Publikum mit seinen Aussagen vor den Kopf. Der Film kommentiert dies jedoch nicht.

„Licu, a Romanian Story“ hat die Goldene Taube im Internationalen Wettbewerb langer Dokumentar- und Animationsfilm gewonnen.

Silent War

In „Silent War“ berichten syrische Frauen von Verbrechen, für die es eigentlich keine Worte gibt. Bereits seit Beginn des syrischen Bürgerkrieges vergewaltigen die Truppen Assads systematisch Frauen, um ihre Männer zum Aufgeben zu zwingen. In geheimen Foltergefängnissen werden sie ohne Prozess festgehalten und regelmäßig gequält und vergewaltigt.

Doch auch nach dem Entkommen geht der Albtraum weiter. Viele der Frauen trauen sich nicht mehr das Haus zu verlassen, weil sie auf der Straße beleidigt werden. Einige fliehen aus Syrien, um nicht von ihren Familien umgebracht zu werden. „Silent War“ ist für seine Zuschauer und Zuschauerinnern emotional kaum zu ertragen. Irgendwann sagt eine der Interviewten sogar, dass der Film ihr nicht helfen werde. Menschen werden diesen Film sehen und danach wieder in ihren Alltag zurückgehen. Mit der Frage, wie man als Zuschauer, den syrischen Gefangenen helfen soll, lässt einen der Film allein.

„Silent War“ hat den Filmpreis Leipziger Ring gewonnen. Der Preis ehrt einen Dokumentarfilm über Menschenrechte, Demokratie und bürgerschaftliches Engagement, gestiftet von der Stiftung Friedliche Revolution.

detektor.fm-Moderator Christian Eichler trifft sich während des DOK Leipzig jeden Morgen mit Malte Springer von der Schaubühne Lindenfels auf einen Kaffee. In den „DOK Diaries“ besprechen sie die Filme, die sie auf dem DOK Leipzig gesehen haben. Wer mehr von den beiden hören will, kann das in ihrem wöchentlichen Film-Podcast „Pengcast“.

Redaktion