Doppelkopf | Holger Talinski im Gespräch

Jenseits von Dildos, Blut und Sperma: Der Mensch hinter dem Popstar

Holger Talinski hat Peaches begleitet. Mit der Kamera. In jeder nur denkbaren Situation. Sechs Jahre lang. Ob das Buch dazu je erscheinen würde, war alles andere als sicher. Es ist erscheinen. Von dem Buch aber kann Holger Talinski nicht leben – Popstar hin oder her. Ein langes Gespräch über ein großes Projekt, das freie Fotografenleben und: Frühstück.

Sechs Jahre Fotografieren. Sechs Jahre versuchen, unsichtbar zu sein. Sechs Jahre ohne Bezahlung, außer der, zu wissen, dass am Ende dieser sechs Jahre – wahrscheinlich, vielleicht, ziemlich sicher – ein Buch mit dem eigenen Namen drauf erscheinen wird. Neben dem aber der Name des Menschen steht, dem man sechs Jahre hinterhergestiegen ist. Fotografenpech?

Für Holger Talinski waren diese sechs Jahre eher die Erfüllung eines Fotografentraums: Als ihm noch als Fotografiestudent in Bielefeld 2008 auffiel, dass das öffentliche Bild der kanadischen Musikerin Peaches fast ausschließlich von Dildos, Pussys, Blut und Sperma geprägt war, beschloss er, Peaches eine E-Mail zu schreiben: mit der Frage, ob er sie vielleicht mal fotografieren dürfe. Und er durfte.

Sechs Jahre draufhalten – und dennoch Unsicherheit

Nicht nur einmal bei einem Konzert und in ihrer Wohnung in Berlin. Sondern eben sechs Jahre lang. Immer wieder. Auf Konzerten auf der ganzen Welt, im Backstagebereich, beim Schminken und Abschminken, in ihrem Haus in Los Angeles, mit ihren Eltern, bei Ex-Pornostar Annie Sprinkle zuhause, mit Dildo, ohne Dildo – immer durfte Holger seine Kamera auf Peaches richten. Am Material sollte es also nicht mangeln. Aber ob das Buch dann wirklich je erscheinen würde: Wer wusste das schon?

Es wurde dann tatsächlich noch fertig und ist auch dank der Gestaltung von Christina Taphorn nicht nur eines dieser schicken Coffeetablebücher geworden, das irgendwann zum Staubfänger wird.

Ein ehrlicher, seltener Einblick hinter die Kulissen eines Popstars

Die Ironie der Geschichte ist aber: Von dem Buch kann Holger Talinski nicht leben. Popstar hin oder her.

Im Gespräch mit Dominik Schottner erklärt der Berliner Fotograf uns deswegen auch, wie er dieses Projekt stemmen konnte, wie der Alltag eines freien Fotografen eigentlich aussieht und welche Witze er reißt, um Menschen die Scheu vor der Kamera zu nehmen. Und Holger erzählt uns vom Peaches-Nachfolge-Projekt, das mit Peaches so gar nichts zu tun hatte: ein Buch über das Frühstück. Wer frühstückt was, wann, wie und wie sieht das dann eigentlich aus? Immerhin: Bei den Shootings dafür wurde Holger Talinski immer satt, sagt er.

Einblick in die Arbeit von Holger Talinski


Doppelkopf – die Gesprächssendung auf detektor.fm und hier als Podcast.

Redaktion