Emil Nolde, der Nazi?

Noch komplexer, noch problematischer

Emil Noldes Kunst galt als entartet im dritten Reich. Dabei war er jedoch Antisemit, entwarf einen Entjudungsplan und verehrte Adolf Hitler. In seiner Kunst schimmerte seine Gesinnung nur subtil durch. Zu seiner Rolle im Nationalsozialismus beginnt jetzt eine Ausstellung in Berlin.

In der Ausstellung zu Emil Nolde, die diesen Freitag im Museum Hamburger Bahnhof anläuft, wird auch das Naturbild „Der Brecher“ hängen. Dieses Gemälde hing bis vor Kurzem noch im Büro von Angela Merkel. Dann aber wurde mehr und mehr über die Verbindungen des Künstlers zum Nationalsozialismus bekannt. Was ursprünglich als Leihgabe gedacht war, soll nun nicht wieder ins Kanzlerinnenamt zurückkehren.Vorerst bleiben die Wände im Kanzlerinnenbüro weiß.

In der Kunstszene will man sich nun kritisch mit der Nazivergangenheit Noldes auseinandersetzen. Auch in der nun eröffneten Ausstellung.

Ich hätte die Hoffnung, dass die Betrachter sagen: Also dadurch wird er noch komplexer und noch reicher und problematischer. Also, genauer hinzuschauen lohnt sich immer. – Bernhard Fulda, Historiker und Kurator der Nolde-Ausstellung in Berlin

Entarteter Expressionismus

Emil Nolde gilt als einer der führenden Expressionisten. Berühmt ist er unter anderem für seine Mitarbeit im Dresdner Künstlerkollektiv „Die Brücke“. Berühmte Maler wie Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein oder Cuno Amiet gehörten der Gruppe ebenfalls an.

Der Expressionismus zeigt oftmals verzerrte, unproportionierte Körper in schrillen Farben, weshalb sie zu NS-Zeiten als entartet galt. Dies weiß man schon länger. Neu ist allerdings, dass Nolde trotz allem überzeugter Antisemit war. Dass der Führer seine Kunst als entartet abtat, kränkte Nolde zutiefst.

Bernhard Fulda ist Kurator der Nolde-Ausstellung in Berlin und hat vier Jahre lang in Seebüll an der Nolde-Stiftung geforscht. detektor.fm-Moderatorin Bernadette Huber hat mit ihm über die Zwiespaltigkeit der deutschen Geschichte gesprochen.

Redaktion: Sarah Mahlberg

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