Europa zwischen Zigeunerromantik und Hass: Klaus-Michael Bogdal im Autorengespräch

Um die besondere Situation der Roma zu verstehen, muss man ihre Geschichte in Europa kennen. Dazu liefert Klaus-Michael Bogdals Sachbuch „Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung“ die Hintergründe.

Sie haben kein eigenes Land, stellen nirgendwo die Mehrheit der Bevölkerung und sie leben in vielen Ländern verstreut, mit so vielen unterschiedlichen Pässen wie Namen: Die Roma. Weltweit gibt es rund zehn Millionen Roma, etwa 100.000 davon – genaue Zahlen gibt es nicht – leben in Deutschland.

Schon in Aufzeichnungen aus dem 17. Jahrhundert heißt es über die Zigeuner, Gypsies oder Gitanos – sie seien nichts anderes,

denn ein zusammen gelauffenes böses Gesindel, so nicht Lust zu arbeiten hat, sondern von Müßiggang, Stehlen, Huren, Fressen, Sauffen und Spielen Profession machen will. (Hanns Friedrich von Fleming (1670-1733))

Dass sich daran bis heute nicht viel geändert hat, zeigt Klaus-Michael Bogdal in seinem Buch „Europa erfindet die Zigeuner – Eine Geschichte von Faszination und Verachtung“. Er hat untersucht, wie das europäische Bild von den Roma entstanden ist und was die Erfindung der Zigeuner über die europäische Kultur selbst erzählt.

Dafür wurde er auf der Leipziger Buchmesse mit dem Buchpreis zur Europäischen Verständigung ausgezeichnet.

Die Begründung der Jury:

Bogdal zeigt, wie Europa den Grad der eigenen Kultiviertheit an der Abwertung der Roma im Spannungsfeld zwischen Hass, Abwehr und romantisierender Zigeuner-Folklore festmacht.

Wir haben mit Klaus-Michael Bogdal über sein Buch und die aktuelle Situation der Roma in Europa gesprochen.