Gartenradio | Ernst Pagels

Weltberühmt und unbekannt

Es ist paradox: die Gräser und Stauden von Ernst Pagels sind weltberühmt. Aber um sein Andenken ist selbst in Fachkreisen lange gerungen worden. Jetzt weht ein frischer Wind durch sein Vermächtnis.

Wer heute nach Leer in den „Pagels-Garten“ fährt, also dorthin, wo früher einmal die Gärtnerei von Ernst Pagels stand, findet ein verwunschen-verstecktes Gelände vor. Die Gewächshäuser von einst stehen noch. Aus den ehemaligen Staudenquartieren sind Mitmachbeete für Leeraner Bürger und Bürgerinnen geworden. Am Rand des Geländes spielen Vorschulkinder mit Blick ins Grüne in einem Waldorfkindergarten.

Weltberühmt und doch Geheimtipp

Das Who-is-Who der Gartenwelt gab sich zu Pagels Lebzeiten (1913–2007) in seiner Gärtnerei in der Deichstraße 4 in Leer die Klinke in die Hand. Der Allgemeinheit – und damit sind durchaus auch Gärtnerinnen und Gärtner gemeint – ist er trotzdem oft kein Begriff. Das mag daran liegen, dass es nicht viel Schriftliches über ihn gibt: nur ein paar Artikel in Fachzeitschriften und zwei Publikationen, die sich eher an Eingeweihte richten. Die eine ist eine Festschrift, die der „Freundeskreis und Stiftung Ernst Pagels“ anlässlich seines hundertsten Geburtstags im Jahr 2013 herausgegeben hat. Die andere ist die Diplomarbeit von Wolfgang Müller. Der stellte während seines Studiums zum Landschaftsarchitekten fest, dass zwar fast jeder Staudengärtner Pagels’ Stauden und Gräser im Sortiment hat, sein Name aber selbst bei Fachleuten oft nur Achselzucken auslöste. Unter dem Titel „Gärtnern als kulturelle Tätigkeit“ hat er im Jahr 2003, noch mit der Unterstützung von Ernst Pagels selbst, akribisch Stationen und Wendepunkte im Leben des Gärtners festgehalten.

Frischer Wind weht durch das Vermächtnis

In diesem Sommer nimmt das Andenken an den außergewöhnlichen „Stauden-Entdecker“ neue Fahrt auf. Wieder geben sich Gartengrößen wie Petra Pelz, Peter Janke, Joachim Hegmann, Christian Kreß, Jens Schachtschneider, Dieter Gaißmayer und Gerhard Mühring die Klinke in die Hand. Diesmal nicht in der Deichstraße 4 in Leer, sondern in Papenburg. Am 13. und 14. August 2022 findet dort ein Pagels-Symposium statt. Einen ganzen Tag lang wird es darum gehen, warum dieser naturnahe und sozial engagierte Gärtner bis heute ein Wegweiser für eine ganze Branche sein kann.

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