Die Kulturgeschichte des Loops

Was an Wiederholungen spannend sein kann

Wiederholungen haben nicht unbedingt einen guten Ruf. Oftmals können sie einfach nerven. Doch was wäre die Musik eigentlich ohne Wiederholungen, die sogenannten Loops? Ist es endlich an der Zeit, dem Loop ein Buch zu widmen?

Wenn man sich einmal Gedanken über Wiederholungen macht, dann erscheint das im ersten Moment nicht allzu spannend. Denkt man dagegen an Loops, dann gestaltet sich das Ganze schon etwas lebendiger. Und das liegt nicht nur daran, dass Wörter im Englischen sowieso immer hipper klingen, sondern vielmehr an der Musik.

Musik ohne Loops?

Was wären Electro oder HipHop ohne Loops? Wahrscheinlich langweilig oder überfordernd. Es ist an der Zeit sich einmal mit der Geschichte und der Ästhetik der Loops auseinander zu setzen.

Loops sind kurze, sich wiederholende Bild- oder Tonsequenzen. Die Redundanz ist das Besondere. Durch die Wiederholung kann etwas entstehen, das mitreißt. Das beste Beispiel dafür findet man in der elektronischen Musik. Das Experimentieren mit den Schleifen wird darin zur Kunst für sich.

Mit Loop zum Erfolg

Der Grund, warum GIFs im Internet so gut funktionieren, scheint mir zu sein, weil das eigentlich an Leute mit sehr kurzer Aufmersamkeitsspanne appelliert. Ich glaube nicht, dass das solche ästhetischen Effekte wie in der Musik und in der Videokunst hat. –  Tilman Baumgärtel

Inzwischen findet man Loops bei Klingeltönen, bei der Popmusik und sogar in den Nachrichten. Auch im Video-Bereich wird gern damit gespielt. Ein historisches Beispiel ist der May Irwin Kiss von Thomas Alva Edison. Darin wird eine Filmaufnahme eines sich küssenden Paares in eine Endlosschleife gebunden, das 1896 populär wurde. Danach wurde es jedoch erst einmal wieder ruhig um die künstlerischen Wiederholungen. Erst in den vierziger Jahren hat die Musik die Loops für sich entdeckt und der Erfolg nahm seinen Lauf.

Der Delay-Effekt

Selbst Elvis hat sich der Technik bedient: Schon 1955 nahm der King of Rock’n’Roll in den Sun Studios in Memphis seine Musik auf. Mittels Mischpult und Bandmaschine hat Toningenieur Sam Philips zwei verschiedene Aufnahmen des Gesangs, nur mit etwas Verzögerung, aufgenommen und anschließend wieder zusammengemischt. Der Delay-Effekt war erfunden.

Was so spannend am Loop ist und warum die Wiederholung auch in der modernen Popmusik nicht wegzudenken ist, darüber hat unsere Gastmoderator Christian Brandes mit Tilman Baumgärtel gesprochen. Er ist Professor für Medientheorie an der Universität Mainz und hat ein Buch über die Geschichte und Ästhetik des Loops geschrieben.

Ich hab am Anfang auch gesagt, das ist ja Marschmusik. Da verändert sich ja gar nichts, das ist ja unglaublich stumpfsinnig.Tilman Baumgärtel 

Redaktion: René Tauschke