Inkontinenter Papst: Was darf Satire?

Das Satire-Magazin Titanic stellt den Papst in der aktuellen Ausgabe als inkontinenten Mann dar. Der Betroffene geht gerichtlich gegen die Verbreitung des Bildes vor. Titanic-Chefredakteur Leo Fischer und Satiriker Wiglaf Droste dazu im Interview.

Leo Fischer 

Die Vorderseite des Magazins zeigt Benedikt den XVI., der in seine Soutane uriniert hat. Auf der Rückseite des Heftes sieht man den Rücken des Papstes. Ein brauner Fleck ziert sein Hinterteil. Der Titel lautet: „Die undichte Stelle ist gefunden“. Eine Anspielung auf die VatiLeaks-Affäre. Geheime Dokumente über Korruption und Kindesmissbrauch wurden der Presse zugespielt.

Der Vatikan verklagt die Titanic

Der Papst findet das gar nicht komisch und versucht die Verbreitung des Heftes zu verhindern. Vorerst mit Erfolg. Das Landesgericht Hamburg hat den Frankfurter Satirikern der Titanic einstweilig die Verbreitung des Titelbildes untersagt. Nun ist lediglich ein schwarzes Feld mit der Aufschrift „Verboten“ zu sehen.

Im Gespräch sind:

Die Redaktion fühlt sich missverstanden

Unser Gesprächspartner Leo Fischer ist der Chefredakteur der Titanic. Er versteht den ganzen Trubel nicht und spricht von einem Missverständnis. Die Redaktion wollte nur ihre Freude über das Ende der VatiLeaks-Affäre zum Ausdruck bringen. Die Titanic hat den gelben Fleck auf der weißen Soutane mit dem überschwänglichen Fanta-Genuss des Papstes erklärt. Von der Klage zeigt er sich unberührt und kündigt an:

Wir werden sämtliche Rechtsmittel ausschöpfen und notfalls bis zum Jüngsten Gericht ziehen – Leo Fischer

Vorerst möchte die „Titanic“ noch vor dem Wochenende Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung des Hamburger Landgerichts einlegen.

Interview mit Leo Fischer

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Die Titanic bekommt Schützenhilfe

Wiglaf Droste 

Weitere Satiriker fühlen sich angegriffen und in ihrem Schaffen beeinträchtigt und eilen unterstützend zur Seite. So auch unser zweiter Gesprächspartner, der Satiriker Wiglaf Droste. Er wünscht sich von der katholischen Kirche einen offeneren Umgang mit Humor, sieht aber auch einen wiedererstarkenden Kirchenkampf. Die Grenzen der Meinungsfreiheit und der Blasphemie befinden sich seiner Meinung nach auf dem Prüfstand. Gerichtlich ist es schwer, sich gegen Papst und Kirche durchzusetzen, da sich die Richter vor einer großen Lobby von Gläubigen behaupten müssten.

Der Papst hält sich selbst für unfehlbar und mehr als 1.1 Milliarden Menschen tun das auch – Wiglaf Droste

Interview mit Wiglaf Droste

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