Justizirrtümer: Wie gerecht ist unser Rechtsstaat?

Der Fall Gustl Mollath sorgt seit Wochen für Gesprächsstoff. Doch die Angelegenheit Mollath ist kein Einzelfall. Immer wieder wird in der deutschen Justiz falsch geurteilt. Aber warum?

Thomas Darnstädt 

Im deutschen Rechtssystem gibt es einen Grundsatz und der heißt: In dubio pro reo – im Zweifel für den Angeklagten. Das bedeutet, dass die Unschuld so lange gilt, bis das Gegenteil bewiesen wird. Im Zusammenhang mit dem Fall von Jörg Kachelmann wurde dieser Satz oft benutzt. Kachelmann wurde am Ende frei gesprochen.

Der Fall von Gustav Mollath ist ein Beispiel, bei dem man sich fragen könnte, ob die Justiz in Deutschland immer richtig urteilt. Im Laufe dieser Woche ist bekannt geworden, dass die Wiederaufnahme seines Verfahrens abgelehnt wurde. Mollath war 2006 nach Vorwürfen, er habe seine Frau misshandelt und Reifen zerstochen, als gefährlich eingestuft worden. Außerdem leide er unter der Wahnvorstellung. Seitdem sitzt er in der Psychiatrie.

Justizirrtum ist keine Seltenheit

Der Fall Harry Wörz zählt mit zu den bekannteren Fällen von Justizirrtum. Mehr als vier Jahre saß er im Gefängnis, weil er seine Frau umgebracht haben soll. 13 Jahre dauerte es, bis er freigesprochen wurde.

Thomas Darnstädt hat 15 Fälle von Justizirrtümern aufgegriffen und in seinem Buch „Der Richter und sein Opfer – Wenn die Justiz sich irrt“ veröffentlicht. Er hat uns erklärt, wie solche Fälle entstehen.

Die Rechtskraft ist etwas, was meiner Meinung nach zu unrecht in Deutschland sehr sehr heilig ist und sehr hochgehängt wird. – Thomas Darnstädt, Redakteur und Buchautor