Kino | Suicide Squad und Captain Fantastic

Lahme Helden, toughe Kinder

In „Suicide Squad“ soll eine Gruppe Bösewichte die Welt retten, kommt aber nicht richtig in die Gänge. Die Aussteigerfamilie in „Captain Fantastic“ fährt derweil ungestüm mit ihrem Schulbus durch Amerika und hält der amerikanischen Gesellschaft den Spiegel vor.

Es tut weh: Suicide Squad

Ein Actionfilm lebt von seinen Superhelden, die mit ihren Superkräften das Unheil von der Welt abwenden. Zumindest in diesem Punkt sticht „Suicide Squad“ aus der Masse hervor. Seine Protagonisten sind Antihelden, Schurken, Bösewichte. Sie schmoren zu Beginn des Films im Gefängnis, werden dann aber vom US-Geheimdienst eingestellt. Das Ziel ihrer Mission: die Zerstörung einer weltvernichtenden Waffe. Soweit der Plot.

Die Besetzung ist hochkarätig. Unter anderem kämpfen Will Smith als Deadshot, Margot Robbie als Harley Quinn und Jared Leto als Joker für die Rettung der Welt. Doch selbst dieses Staraufgebot reicht nicht aus, um aus dem Film ein sehenswertes Stück Kino zu machen. Das zumindest sagt unsere Filmexpertin Anna Wollner.

Den Bösewichten fehle alles wirklich Böse, sie taumeln durch das sorglos dahingerotzte Drehbuch und von einer Sequenz in die nächste. Zahlreiche Figuren werden eingeführt, verschwinden aber wenig später bereits wieder von der Bildfläche. Die Verleihfirma Warner hatte große Hoffnungen in den Film gesetzt. Erfüllt haben die sich aber nicht.

Es tut gut: Captain Fantastic

Ganz anders kommt „Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück“ daher:

Aussteiger Ben (Viggo Mortensen) lebt mit seiner Frau Leslie und sechs Kindern in der nordamerikanischen Wildnis. Als Selbstversorger hat die Familie jeglichen Kontakt zur Außenwelt abgebrochen. Kein Fernsehen, kein Internet, kein Schulbesuch. Die Kinder unterrichtet Ben selbst und rüstet sie für ein Leben in der freien Natur. Sie pflanzen Gemüse an, jagen Tiere, lernen Selbstverteidigung. Auch die geistige Bildung kommt nicht zu kurz und so können schon die jüngsten Kinder Kant zitieren, wissen aber nicht, was Cola ist.

Als Leslie stirbt, verlässt die Familie erstmals ihre selbstgewählte Isolation. In ihrem alten Bus klappern sie durchs Land und hinterfragen bei jeder Gelegenheit das, was die amerikanische Gesellschaft „Normalität“ nennt. Diese liebenswert-schrullige Familie schließt man schnell ins Herz. Vor allem die Kinderschauspieler entfachen bei den Zuschauern eine Bandbreite an Emotionen von lautem Lachen bis stillem Schluchzen, meint Anna Wollner.

Wer das Roadmovie „Little Miss Sunshine“ mochte, der wird auch an „Captain Fantastic – Einmal Wildnis und zurück“ seine Freude haben.

Anna Wollner hat beide Filme gesehen und erklärt im Gespräch mit Christian Bollert, was sich lohnt, was nicht – und warum.

Die Bösewichte in „Suicide Squad“ wirken wie eine Kindergartengruppe nach dem Mittagsschlaf.Rezensentin Anna Wollner 

Redaktion: Claudia Doyle


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